Früher dachte man, wann kommt endlich der neue Bond, aber nu isser schon wieder da und es interessiert einfach nicht. Soll man das schade finden?
Interessant ist, dass beim bekanntesten Internethändler bereits 100 Rezensionen zu einem Artikel vorliegen, dessen Erscheinen noch nicht mal terminlich angekündigt ist: Die DVD zu „James Bond: Ein Quantum Trost“
Weniger interessant, weil logische Konsequenz, ist im Gegensatz dazu die Meinungsspaltung, die die kleine Broccoli mit ihren krampfhaften und massiven Änderungen am Filmkonzept bewirkt hat. Dass das trotzdem schmerzt, spiegeln freilich die 100 Rezensenten wider.
Neuanfangsthematik und Geschichte vor der Fortsetzungsgeschichte ist modern. Das hat George Lucas gezeigt, und die Marvelcomicverfilmer eindrucksvoll nachgemacht. Was modern ist macht Kasse und so will Broccolina mit Bond dabei sein.
Also was solls, nichts hält ewig und mit Chubby ist Bond gegangen.
Gebröckelt hat ’s ja schon lange:
Mit George Lazenby kamen erste Versuche, der Bondfigur liebenswürdigere Charakterzüge zu verleihen, die mit der Besetzung floppten.
Später, die Filme mit Herrn Dalton waren sehenswerte Actionfilme, aber halt keine richtigen Bondfilme. Da das viele beklagten besann man sich erneut auf die vorherige Tradition zurück.
Remington Steele war dann der schlechteste Bond. So unglaubwürdig schlaksig und im Mimenspiel so unentwickelt zwischen gespielt trotteliger Seriendetektiv und echtem Breitwandagent. Tut mir leid, so ein Serienimage klebt eben und da braucht es bissl mehr als nen anderen Anzug und sonstige Statussymbole.
Daniel Craig ist nun einfach eine kleine, gedrungene Wurst mit Hinterhofausstrahlung und kann nur einen Gesichtsausdruck. Irgendwas zwischen Donald und Daffy Duck, aber ernstnehmen kann man den Entenschnabel einfach nicht. Schade um die Filme.
Und was ist mit der Neuausrichtung? Auch wer Flemming bisher nicht gelesen hat, dem ist inzwischen zu Ohren gekommen, dass schon die Dalton-Filme und jetzt auch die beiden letzten Werke näher an dessen Literaturvorlage sein sollen.
Ja und? Wer will eine neue Marke die „Flemming’s Bond“ heißt. War die alte Marke „Bond“ von Cubby Broccoli und Harry Saltzman nicht mehr gut?
Nun denn, es gibt offensichtlich diese zwei Bond Marken und zwei Fanlager. Das zweite angeführt von Cubbys Tochter Barbara Broccoli, die scheinbar einfach keinen Geschmack hat. Seit sie am Ruder ist, sind Hampelmänner Bond, sehen die Bondgirls nach nix aus, Moneypenny ist überflüssig, M ist ne Frau, auch wenn Judi Dench großartig ist, hätte das nicht sein müssen (zwar ist das die erträglichste Änderung, aber zu Beginn in Golden Eye etwas viel auf einmal), Titelsongs werden nicht mehr erkannt und ständig wechselt die visuelle Sprache und Ästhetik mit ihren Regisseuren.
Ja aber hier wird die Bondgeschichte neu aufgezogen heißt es, authentischer und vorlagengetreuer, endlich werde erzählt, wie er sich überhaupt zum weltgewandten Agenten entwickelte.
Also dass sich was entwickeln soll ist ja süß, aber wie lange sollen das die Zuschauer noch sponsern? Und vielleicht wollen sie den Mythos gar nicht zerlegt haben, vielleicht machte das den Charme der Bondfilme aus. Auch wenn man sich bei dem Tausendsassa insgeheim das eine oder andere abguckte, so blieb man doch letztlich gerade aufgrund der augenzwinkernden Überzeichnung vor echter (anhaltender) Indentifikation bewahrt.
Auch wenn die Ergebnisse passable Actionfilme sind, braucht es die gewisse unverwechselbare Note. Diese jedoch nahm immer mehr ab und war mit Casino Royale schließlich weg.
Da sieht man sich konsequenterweise gleich Bourne Identity an, das Ist inzwischen die Referenz für Agentenfilme oder den aktuellen Batman.
Aber der Film betitelt sich ja selbst nur als Quäntchen Trost.
Darauf allerdings keinen Toast, weder geschüttelt noch gerührt. Und das andere Lager stößt auf den neuen Bond mit nem Alkopop oder einem bremerischbelgischen Buntbier an. Prost!
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