Musikkritiken

 
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Werle & Stankowski - Listen to

- LP (140 gr.) und CD -

 

Moderne und gleichzeitig zeitlose Songs

~
Bevor die beiden abtreten, also von der gemeinsamen Bühne und eigene Wege gehen, hier die längst fällige Bewertung, gerade noch rechtzeitig vor dem Abschlusskonzert am 30.01.2009.
Das zweite Album der beiden wirkt etwas runder und konsistenter, wobei nicht ganz klar ist, ob das Folge eines Reifungsprozesses oder der Zusammenarbeit mit einem Majorlabel ist. Wenn sie sagen, die Musik sei noch zu 90% ihre selbst, so zeugt das jedenfalls auch von einer gewissen Umstellung.
Ob es deswegen besser ist als das erste (Your Show s.u.), das etwas roher und einerseits subtiler, andererseits aber auch temperamentvoller wirkt, ist hier nicht die Frage und darf jedem selbst überlassen werden.

Stankowskis Stimme hat sich einerseits weiterentwickelt, wirkt samtiger, ist andererseits aber auch noch die alte geblieben, was ihre Ausdruckskraft und Variabilität angeht. Einerseits zart und sentimental, andererseits kraftvoll und dennoch subtil, um all die Geschichten, Beobachtungen und Gefühle, von denen er singt, ergreifend und authentisch herüberzubringen.

Werle wirkt eindeutig gezähmt und so müssen seine eigenen Akzente etwas genauer gesucht werden als beim Erstwerk, sein Gespür, für die richtigen Beats und Klangsequenzen zur Begleitung, Untermalung und Betonung ist allerdings nach wie vor wesentlicher Bestandteil der Songs und ihrer Gesamtwirkung. Kaum einer schafft es so satte Beats so luftig und leicht einfließen zu lassen. Als jemand, der 'Your Show' kennt oder sie Live gesehen hat, wünscht man sich hier und da vielleicht etwas mehr Mut oder einfach mehr Bums.

Eine nur auf dem Papier ungewöhnliche Stilmischung, zweier genialer Köpfe.
Elf wunderschöne abwechslungsreiche Songs zwischen herzergreifender Ballade und fröhlicher chorunterstützter Hymne. Die wahrscheinlich beste Version von 'Angel Of Berlin', dem einzigen nicht selbstgeschriebenen Stück.
Schade, dass dies das letzte Album des Duos sein soll, aber egal was da in welcher Konstellation nachfolgt, es wird auf jeden Fall bemerkenswert.

Die Vinylausgabe zeigt ein anderes Bild, ist ein richtiges schönes Album zum Aufklappen und Schmökern, die Pressung sehr ordentlich.

 

Bewertung: 1-2

- AS, 21. Januar 2009 -

 

 

Your Show

 

Werle & Stankowski - Your Show

- CD -

 

Kongeniales Duo...

~
...das klanglich auch gut aus mehr Leuten bestehen könnte.
Das kommt babei raus, wenn zwei etwas völlig verschiedenes tun, aber das gleiche wollen.
Johannes Stankowski hat eine außergewöhnliche Stimme. Sie bewegt sich im ersten Moment irgendwo zwischen Michael Stipe und David Byrne, im zweiten Moment wird ihm der Vergleich allerdings nicht gerecht, weil sein Spektrum weiter ist als das von beiden zusammen. Er klingt mal klagend, mal balladesk und warm, schlägt um in soulartiges Falsett oder ertönt aus vollem Hals. Letzteres ist besonders Live zu erleben, da singt er oft aus vollem Hals, was der Darbietung nochmal einen ganz anderen Ausdruck verschafft. Die Damen zieht er so magisch in seinen Bann (ich hab es erlebt).
Dazu spielt er Gitarre und schreibt ganz wundervolle Songs, die meist schmunzelnd in Erlebnissen schwelgen oder kleine feine Geschichten erzählen.
Simon Werle verleiht dem Ganzen nun Nachdruck mit filigranen wie satten Beats, atmosphärischen Synthies, schroffen und gleichzeitig warmen Samples oder Klangsequenzen.
Das kann nicht klappen? Oh doch, Werle hat ein großartiges Gespür dafür, wann und wie er die Akzente von Stankowski unterstreicht oder verstärkt und wann er zusätzliche Melodieanteile setzt.
Darüberhinaus sind die Arrangements so elegant und schlüssig, dass sich erst mit der Zeit und mehrmaligem Hören ihre Vielseitigkeit erschließt.
Wie oft, wandelt sich ein Song nach zwei Dritteln oder kurz vor dem Ende förmlich in ein ganz anderes Lied oder Motiv. Aus manchen Stücken dieses Albums würden andere Künstler zwei oder gar drei generieren.
Ein Album, das ein Abbild von viel Potential und Kreativität darstellt und beim Lauschen (auch mal lauter) viel Spaß macht, aber auch noch leicht roh wirkt, was es fast noch besser macht.

 

Bewertung: 1-2

- AS, 21. Januar 2009 -

 

 

Hipsway

 

Hipsway - kein eigener Albumtitel

- LP und CD -

 

Ganz große Scheibe...

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...und wie phantastisch, hier ist noch die Maxiversion von 'Ask The Lord' mit drauf. Neben 'Smalltown Boy' und 'Let It Go!', eine "der" Maxis aus den 80ern, die man braucht. Es dauert ewig, bis der Song sich mit Schlagzeug, Bass sowie Gitarre aufbaut und die Spannung mächtig steigt, bis es richtig los geht.
Diese Stimme vom Graham Skinner ist so einzig- wie großartig.
Die Songs sind wundervoll, irgendwie ganz leicht verträumt und melancholisch, aber mit wachen zum Teil richtig treibenden Rhythmen.
Nach dem damals sehr bekannten 'Honeythief', das zwar außergewöhnlich und sehr gelungen ist, allerdings nicht ganz typisch für den Sound der Band, kommt mit 'Ask The Lord' meiner Meinung nach schon der Höhepunkt des Albums. Ein Song für die Ewigkeit, egal was noch kommt, es wird immer nur daneben stehen können.
Nun, es ist leider offensichtlich, dass die folgenden Stücke nicht mehr ganz so gut sind, das ist halt so, nach so einer Nummer, aber Spaß machen sie noch jede Menge. Da könnten sich heute einige noch was von abgucken - oder lieber nicht.

Das zweite und leider letzte Album 'Scratch the Surface' ist nicht ganz so stark und stilsicher (etwas schwülstige Soulansätze), aber auch noch sehr sehr ordentlich, vielleicht fehlen auch nur zwei solche Übernummern wie die oben genannten?

 

Bewertung: 2+

- AS, 20. Januar 2009 -

 

 

Crystal Castles

 

Crystal Castles - kein eigener Albumtitel

- CD -

 

AtariNewWaveDiscoTechnoPunkArcade

~
Klar passt dieses Album auf das erste Hinhören vorzüglich zur Electroclash Mode, aber irgendwie ist es dann doch ganz anders. Schriller, schöner - banaler, genialer - billiger, wertvoller - geklauter (bei Arcade/Atari), neuartiger (so konsequent nach Telespiel klang noch keiner).
Vor einem halben Jahr beim ersten Hören des Albums dachte ich spontan: Sieh an, was man mit so wenig Mitteln machen kann. Mittlerweile halte ich die beiden doch für recht abgebrüht, allerdings nur, was die Produktionsfertigkeit anbelangt, denn auch wenn alles sehr improvisiert und roh klingt, so ist es doch einigermaßen vielschichtig.
Musikalisch ist das ganze sehr frisch, wild, arrogant und stürmisch - jung und unverbraucht eben. Und was das Album trotz seiner brachialen Stimmungswechsel zwischen Engelsgesang (Tell me what to swallow) und schierem Krach mit Geschrei zusammenhält, sind diese entzückenden Melodien.
Ein guter Freund und Musiker hat mal gesagt, bei einer schönen Melodie ist es egal wie sie interpretiert wird, dieses Album ist ein sehr gutes Beispiel dafür.
Alice Glass ist dazu die perfekte Frontfrau, ein Energiebündel sondersgleichen, magische Augen wie eine Raubkatze, aber auch fragil und unnahbar. Und so sind die schwächsten Nummern von immerhin 16 an der Zahl doch eher die instrumentalen, zwar sind sie gut angelegt, aber irgendwann könnte man was vermissen.
Bleibt zu hoffen, dass die beiden wenig von ihrer Ursprünglichkeit verlieren, aber noch etwas reifen und das nächste Album etwas leichter zu lieben wird, denn dieses brutale hin und her zwischen Electropop à la Boytronic und Hardtechpunk in Atariland ist am Stück kaum anhörbar. - Hier ist auch der fünfte Punkt auf der Strecke geblieben.

Weit mehr als nur ein paar zusammengesamplete Arcade Sounds aus Space Invaders, Pac Man oder Cristal Castles auch wenn es im ersten Moment so klingt. Bemerkenswert in jeder Hinsicht.

 

Bewertung: 2-3

- AS, 19. Januar 2009 -

 

 

 

Pale Blue Dot

 

Red Snapper - Pale Blue Dot

- CD -

 

Schöne, interessante Abwechslung...

~
...denn klanglich wird hier etwas geboten, wie es das in der Art und auf diesem Niveau wahrlich nicht an jeder Ecke gibt.
Die Stücke sind alle live eingespielt und dann nachproduziert, außer den beiden letzten, das sind Remixe zweier Albumtitel.
Zu hören gibt es dabei folgendes: Gitarre (David Ayers), Kontrabass (Ali Friend), Schlagzeug (Rich Thair) und Saxophon, Klarinette, Melodica (Tom Challenger). Das verschafft schon mal einen ganz guten Eindruck, was einen klanglich erwartet. Die Nachproduktion dürfte sich im wesentlichen auf die sehr saubere Abmischung beziehen und bringt nur zwei drei mal dezente Keyboardsounds ins Spiel, die eine etwas flächigere sphärischere Stimmung bringen.
Ansonsten hört sich das im Ansatz klassisch und jazzig, rockig ins psychedelische tendierend (insbesondere die E-Gitarren), leicht trip hop oder etwas dub-mäßig an. Eigentlich wie eine zünftige Jam-Session durch verschiedene Stile und Richtungen. Die Musik ist belebt, aber nicht zu hektisch und bleibt allein durch die Besetzung immer klar und nicht überladen, auch wenn zwischendurch alle mal richtig Gas geben. Melodie führt entweder die Gitarre oder ein Blasinstument, so dass, wollte man moderne Trackstrukturen wie bei elektronischen Stilformen heraushören, diese die Funktion von Synthies übernehmen. Echte Melodien oder starke Motive sind eher nicht vertreten, insofern ist der Charakter variativ und teilweise fast experimentell.
Erinnern könnte das hier an eine zünftigen Instrumentalteil von Pink Floyd, dort an Philipp Glass oder die stakkatoartigen Gitarrenstücke von Eric Serra (z.B. beim Soundtrack zu Nikita) und so manch anderes.
Die beiden Remixe sind deutlich um Synthies ergänzt und stellen interessante Varianten dar, die sich natlos am Ende des Albums einfügen.
Bemerkenswerte, anregende und gepflegte Musik, wenn auch nicht unbedingt etwas für jeden Tag.

Ach und die CD Hülle ist auch recht spannend: Digipak neutral weiß, durch die Mitte gelocht und dadurch so ein Kunststoff Doppel-T-Bändchen mit dem bei Textilien Preisschilder befestigt werden. Entsprechend sind hier auch drei Etiketten angehängt. Eines aus Gummi mit dem Bandnamen, eines aus Pappe mit dem "Pale Blue Dot" und eines mit den Titeln.
Insgesamt wie ein Siegel, da das Bändchen entfernt werden muss, um die CD herauszuholen (man muss es allerdings nicht zerstören sondern nur das hintere T durch das Löchlein im Tray ziehen).

 

Bewertung: 2-3

- AS, 18. Januar 2009 -

 

 

Where You Go I Go Too

 

Lindstrøm - Where You Go I Go Too

- CD -

 

Ein gutes Stück

~
...leider ist das wörtlich zu nehmen, Betonung auf 'ein'.
Aber der Reihe nach. Das ist ein sehr sehr gut gemachter vollelektronischer Sound den Lindstrøm da aufsetzt. Das erste Stück ein wahrer Epos von 29 Minuten, und dabei ist keine Minute langweilig. Er baut das Klangbild langsam und sehr inspiriert auf, wechselt Motive, variiert Motive, Sounds, Beats und das über die ganze Dauer. Davon verbal einen Eindruck zu verschaffen muss scheitern, aber gerade deswegen ein Vergleich, ob er ihn gerne hört oder nicht, ob das ein Vorbild war oder nicht, aber solche epischen Strukturen erinnern halt an Jean-Michel Jarre. Die Art die Motive zu variieren und laufen zu lassen erinnert auch etwas an John Carpenter.
Aber mehr sollte besser nicht verglichen werden.

Nun zu den beiden anderen Stücken, ca. 11 und 16 Minuten lang. Die sind einfach nicht vom gleichen Niveau. Ein Motiv bleibt, variiert zwar, aber nicht genug oder es ist zu banal und langweilt schnell. Dazu kommt, dass die Motive wirklich keine großen Würfe sind, geschweige denn den Namen Melodie verdienten. 'The long way home' ist noch etwas besser als 'Grand Ideas', aber einfach viel zu lang und dabei eigentlich auch zu schwülstig und süßlich. (Der Michel damals, der hatte Melodien, der konnte sich den Schwulst erlauben.)

'Where You Go I Go Too' macht das Album aus und das heißt ja auch so.
Weil das gelungen ist gibt es noch eine 3. Ob das Preis/Leistungsverhältnis denn passt mag jeder für sich entscheiden.

 

Bewertung: 3-

- AS, 16. Januar 2009 -

 

 

London Undersound


Nitin Sawhney - London Undersound

- CD -

 

Stimmungsvolle Handarbeit für akustischen Hochgenuss

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Nitin Sawhney ist hier so etwas wie der Herausgeber einer musikalisch klanglichen Bestandsaufnahme des Herzschlags seiner Stadt, ganz weitgehend mit akustischen Instrumenten. Er hat sie gemeinsam mit einer ganzen Reihe unterschiedlichster Musiker aufgenommen, darunter bekanntere und weniger bekannte. London, so sagt er, ist eine Stadt immenser Mannigfaltigkeit, Vorstellungen und Glaubensrichtugen. Er wollte das London, das er kennt, so einfangen, wie es ohne die Veränderungen der letzten Zeit infolge von Bombenanschlägen und Attentaten war. Und so ist das Album eine klangliche Fahrt durch die Multikuluralität dieser Stadt. Besser könnte der Titel 'London Undersound' somit kam gewählt sein.

Gleich mit 'Days Of Fire' wird das Anliegen akustisch deutlich. Hier berichtet Natty in seinem kernigen Sprechgesang von der zeitlupenartigen Erfahrung, mittelbar einen Anschlag erlebt zu haben. Die musikalische Begleitung mit flottem Besenschlagzeug und luftiger Akustikgitarre schafft dazu einen angenehmen Kontrast.
'October Daze' von Tina Grace mit ihrer wunderschönen klaren sinnlichen Stimme gesungen, ist dazu eine wunderschöne Ergänzung.
Mit 'Bring It Home', das zunächst noch ruhig beginnt, wird es dann deutlich nervöser, ausgedrückt in hektischen Schlagzeugbreakbeats, unruhigen Klavierlinien und anschwellenden Streichern. Die mehrfachen sphärischen Rhythmuspausen erlauben während der 5 Minuten das nötige Verschnaufen.
Auch danach, Paul McCartneys Botschaft 'My soul' beginnt ruhig mit dezenter Begleitung und wird zunehmend gehetzter.
'Distant Dreams' ist dann, zumindest für mich, der absolute Höhepunkt des Albums, das den Kauf schon fast allein rechtfertigt. Eine herrliche schwungvolle Barjazznummer, mit Orchester und gedämpfer Trompete und von Roxanne Tataei mit ihrer leicht rauhen zauberhaften Stimme gesungen. Ungemein klangvoll und doch leichtfüßig.

Nach etwa der Hälfte verändert sich das Album nun klanglich. Wenn es sich bisher klanglich nicht weiter ungewohnt, irgendwo zwischen Jazz und Pop bewegte, so ergänzt sich die Musik nun zunehmend aus anderen Richtungen. 'Shadowland' mutet stark an spanische Folklore an und macht erste indische Andeutungen. 'Daybreak' wird von orientalisch wirkenden Lauten und gezupftem Cello bestimmt. 'Ek taan! folgt mit ganz lieblichem klaren ins Asiatische tendierendem Gesang von Rheena Bhardwas, den Nitin Sawhney schlicht mit Klavier begleitet. 'Transmission' wird von Tina Grace sehr gefühlvoll fast gehaucht, allerdings sehr düster mit Dub-Klängen begleitet, die an späte Massive Attack, Mo Wax oder Leftfield erinnern. Mit 'Last Train To Midnight' gehts klanglich ähnlich und bedächtig weiter, wenn auch nicht mehr ganz so schleppend. Zusätzlich werden ein wenig Erinnerungen an den Sound wach, der mit K&D und Thievery Corporation bekannt wurde.
'Firmament' ganz akustisch nur mit Gitarre, Flöte, Cello schafft eine ganz eigenartige träumerische Stimmung, fast hypnotisierend und erst wenn 'Charu Keshi Rain' beginnt wird klar, dass dies darauf aufbaut. Die Sitar, teilweise begleitet von ganz dezentem Streichorchester und Klavier, versetzt bedächtig in eine ganz andere Welt und Stimmung. Fast meditativ und sehr weit weg von allem, was uns an Klang und Geräusch sonst umgibt. Im Verhältnis vielleicht vergleichbar mit einem Boxkampf und Yoga.

Das Album ist wie schon angedeutet zum Großteil mit akustischen Instrumenten - hauptsächlich Klavier, Gitarre, Cello, Bass, Schlagzeug, Percussion, Flöte, Trompete - aufgenommen und einschließlich des Orchesters wohl arrangiert. Die ergänzenden Programmierungen sind zurückhaltend und klanglich organisch, ebenso z.B. das Scratchen bei Shadowland.
Aufnahme und Mischung sind phantastisch. So warm, auch wenn hier und da viele Instrumente zu hören sind, so bleibt das Klang klar und differenziert. Hier macht es wirklich Spaß, die Zimmerlautstärke einer guten Anlage einmal auszuloten...

Leider gelingt nicht bei allen Stücken ein durchgehender tragender Spannungsbogen, insbesondere in der zweiten "Hälfte" des Albums. Auch wenn es insgesamt eine interessante Stimmungsfolge vermittelt und jedes Stück darin seine Rolle hat, so fehlt es in der Einzelbetrachtung kompositorisch manchmal etwas an Tiefe. Zwei, drei große Favoriten wird jeder finden, vielleicht auch ein zwei mehr, aber komplett durchhören lässt sich das Album vermutlich eher selten. Ob das ein Nachteil ist, mag jeder für sich beurteilen. Praktisch ist es jedenfalls aus meiner Sicht, dass die erste Hälfte gut (alltäglich) durchhörbar ist. Insofern und wegen des Klangerlebnisses, lohnt die Anschaffung.

 

Bewertung: 2-3

- AS, 16. Januar 2009 -

 

 

Late Night With Dean Martin

 

Dean Martin - Late Night With Dean Martin

- CD -

 

Eazy - stimmungsvoll, leichtfüßig und sehr romantisierend!

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wundervolle Zusammenstellung von Capitol Records, Dino's langjähriger Originalplattenfirma.
Die Aufnahmen sind alle so herausgesucht, dass eine sehr bedächtige, stilvolle fast traumhafte Stimmung entsteht. Die Instrumentierung stets zurückhaltend und geschmackvoll mit Jazz Combo oder ruhigem Orchester mit Streichern. Hier und da erklingt zart begleitend ein Saxophon oder eine Gitarre.
Außer dem wohl nicht zu vermeidenden Anfang mit 'Everybody Loves Somebody' sowie dem Ausklang mit 'Dream A Little Dream' und 'Arriciderci Roma', allerdings auch in selteneren reduzierten Version , sind die Stücke weniger bekannte, aber sehr gefühlvolle Aufnahmen, die hauptsächlich von seiner samtweichen Stimme leben.

Hier gelingt jedes romantische Essen bei Kerzenlicht und noch viel mehr, einfach den CD-Spieler auf 'Wiederholung' stellen...

 

Bewertung: 2+

- AS, 14. Januar 2009 -

 

The Script (inkl. "We Cry", "The Man Who Can't Be Moved" & "Break Even"

The Script - kein eigener Albumtitel

- CD -

Softrockindiepop
~
Sehr sauber produziertes Album und wer hier zwischen den Zeilen "zu" noch herausgehört hat, Glückwunsch.
Alles passt: Hits, guter Gesang und Instrumente, gute abwechslungsreiche Rhythmen, drei propere Typen und Melodien die nicht alle hinkriegen - eine ganze Menge.
Sehr abwechslungsreich, wenn damit auch nicht allzu unverwechselbar. Die Stimme klingt hin und wieder nach einen leichten frühen Sting, insbesondere beim stilistisch etwas herausstechenden "Rusty Halo", das gleich insgesamt an Police erinnert.

Eigentlich möchte man über diese Jungs und ihre Musik nichts böses sagen, viel zu nett und gut gemeint das ganze. Aber vielleicht ist das schon die bösest mögliche Kritik, die es geben mag: Man kann einfach nichts böses sagen!
Aber paar Sachen müssen raus, die mir auf der Zunge liegen, sonst platze ich, also alle mal weggucken... nun, die Musik ist rundum toll gemacht, aber: - seicht, aalglatt, ohne Schmiss, von Männern für Frauen (klingt aber durchaus auch wie umgekehrt), zum Warmduschen, als Hintergrund beim Frauenverstehen geeignet, zum Einmalhören (denn dann ist es komplett drin (im Ohr) und auch wieder raus), nicht genug eigenständig, Lagerfeuer untauglich, verlangt nicht nach Fortsetzung, gekauft, gehört und weggestellt, aber genug...! Jetzt wieder hinschauen.
Weil die Musik für mich eine zu kurze Halbwertszeit hat, würde ich eine 4-5 geben. Die Produktion ist aber gut und so muss ich neidlos eine hohe Wertung anerkennen. Macht im Ergebnis noch:

 

Bewertung: 3-4

- AS, 16. Dezember 2008 -

 

 



The Rascals - Rascalize

- CD -

 

Mit Schmiss und Leichtfüßigkeit

~
... kommen The Rascals daher, mischen die etwas muffig werdende Britpopszene auf und machen richtig Spaß.

Ein Album, gerade zum rechten Zeitpunkt sollte man meinen, denn auf einmal sind sie alle wieder da:

The Verve sind nach langer Abstinenz immer noch auf der Suche nach sich oder einer Neubesinnung und präsentieren uns mit "Forth" eine Art Zwischenergebnis. Schwere, tieftrabende, bedächtige Kost, mit nur ganz knappen Andeutungen der ehemals genialen Songschreibekunst.

Coldplay liefern mit "Viva la Vida" ein launiges, aber höchst mittelmäßiges Album ab, immerhin auf halbem Weg zurück, von den unvorteilhaften Versuchen U2 neuzuerfinden, sind sie jedoch noch nicht wieder bei ihren einzigartigen, sogauslösenden Harmonien angekommen.

Travis schaffen es mit "Ode to J.Smith" immerhin die (im schlechtesten Sinne - Pardon) beatlesartige, verwaschene Gleichatmigkeit der letzten Alben abzuschütteln und klingen wieder nach Travis. Auch ihnen wollen allerdings die richtig brillanten Melodien noch nicht wieder einfallen.

Oasis, ließen sich auch mal wieder ins Studio prügeln, nachdem das Auskochen des alten Bestands mit der "Best Of" von 2006 nun wohl finanziell langsam an Wirkung verlor. Heraus kam "Dig Out Your Soul", das vielleicht paar nette Andeutungen macht, es aber aus der Beliebigkeit nicht herausschafft und weit hinter den Möglichkeiten der Jungs zurück bleibt.

Keane, haben bei ihrer Besinnung wohl bemerkt, dass sich die unglaubliche Zugänglichkeit ihrer Musik im geschickten Reproduzieren und Vermengen von wohl bekannten Sounds begründet. So machen sie die Not zur Tugend und klingen auf "Perfect Symmetry" unverblümt nach Duran Duran und Bowie. Manic Street Preachers und Queen lassen gar mehrfach grüßen, um nur die offensichtlichsten zu nennen. Das ist insbesondere mit der besonderen, wenn auch nicht einzigartigen Stimme Tom Chaplins nicht schlecht, aber auch kein Meilenstein.

Ein Zeitpunkt, wie gemacht, um frischen Wind in die Szene zu bringen und mit Leichtigkeit links an den alten Hasen vorbeizuziehen.
Dazu geben The Rascals mächtig Gas, gehen auf der Suche nach weniger abgedroschenem den nötigen Schritt weiter, wo andere sich verlieren, vorbei an den poprockigen 80ern, überspringen die ebenfalls wieder aufgekeimten epischen und psychedelisch anmutenden 70er und nutzen gekonnt Stilmittel des Ursprungs.
Dort wo die anderen die aufgekommene Seichtigkeit hie und da mit Härte auszugleichen versuchen, wirkt die Wildheit der Rascals, die immer wieder durch die angenehme inspirierte Klarheit ihrer Songs durchbricht, einfach unverbraucht und authentisch.

Letztlich hinkt der ganze Vergleich auch, denn The Rascals 'sind' jung und unverbraucht. Und sie sind andererseits auch noch nicht abgehangen genug, um mit der Marktmacht der anderen mithalten zu können. Leider oder vielleicht zum Glück fehlt dem Album auch der hitparadenfähige Ohrwurm.
So werden die Jungs diesmal noch im jugendlichen Leichtsinn am Feld vorbei, aber auch über das Ziel hinausschießen.

Die Masse ist noch nicht bereit für Euch Rascals, aber wehe, wenn ihr so weitermacht und wiederkommt...

Dass Miles Kane noch allerhand zu bieten hat, darüber besteht kein Zweifel. Was er mit Alex Turner als "The Last Shadow Puppets" auf die Beine stellte, wirkt so was von abgehangen... die beiden können, wenn sie wollen!

Herrlich frisches Album, das einem für 37:34 Minuten den Atem raubt. Das ist kurz, reicht den Jungs aber um einiges mehr zu sagen, als andere in der doppelten Zeit nicht schaffen und außerdem, wer kann schon länger den Atem anhalten?
 

Bewertung: 2

- AS, 18. November 2008 -



Emiliana Torrini - Me and Armini

- Vinyl (130 gr.) und CD -

 

Herzerfrischend

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Herrliches anregendes Album, das eins im besten Wortsinne ist und durchgehört werden möchte, denn es wartet mit einer spannenden Dramaturgie auf. Gut denkbar ist dazu allerdings auch ein schönes Frühstück am Wochenende in diesen Tagen, wenn die Welt draußen auf uns ruhig noch etwas warten darf.

Es beginnt mit "Fireheads" (3:44) zurückhaltend, nur Gitarre, Bass, Gesang und das Schlagwerk folgt erst nach gut eineinhalb Minuten. Doch gleich der straffe Titelsong "Me And Armini" (4:16) bringt erstes Temperament und Groove, der einen lächeln und mitnicken lässt, während man vielleicht gerade sein Croissant mit Butter beschmiert. Halbwegs wach und eingestimmt lässt sich das eher ruhige, aber epische "Birds (6:23)" genießen. Es bietet einen herrlichen Instrumentalteil, durch den eine sphärisch verhallte leicht psychedelisch anmutende Gitarre schwebt.
Beim recht rockigen "Heard It All Before" (4:13) wird man dann langsam richtig wach und bereit, das bedächtige aber sehr intensive "Ha Ha" (3:15), das mit Gitarre und Gesang auskommt, förmlich aufzusaugen.
Gleich darauf verleiten die "Big Jumps" (3:01) in lässiger und sehr frischer Lou Reed Manier zum Mitschwingen, bis "Jungle Drum" (2:13) im rhythmischen Stakkato den Herzschlag kurz mehr anpeitscht, als der stärkste "Türkentrank" (Karl Gottlieb Hering) es vermag. Köstlich diese frech dazwischen quietschende Schrammelgitarre.
Keine Angst "Hold Heart" (2:04) beruhigt wirklich den Herzschlag, sanft mit Akustikgitarre und Gesang und lässt kurz durchatmen, bis die "Gun" (5:44) des Albums auf eine wundervoll psychedelische Fahrt mit viel Hall, Gitarren und endlosen Räumen mitreißt. Hier hat sich der Produzent mit Liebe für den Klang betätigt, ohne sich aufzudrängen. "Beggar's Prayer" (2:55) schließt sich als mystischer gebetsartiger Traum unmittelbar an.
"Dead Duck" (5:32), das fulminanteste Stück, klingt fast als würde es rückwärts laufen und das nicht nur wegen der erst irritierenden Klänge, sondern auch des scheinbar umgekehrten Liedaufbaus. Es beginnt kurz klanglich klar und experimentell, wirkt dann bald sehr verdichtet und fast verstörend - eher wie ein Finale -, bevor es sich zum wunderschönen, changierenden Instrumentalstück entwickelt, das zwischen sphärischen Flächen und klaren Gitarrenrhythmen mit Klavier und trockenem Schlagwerk pendelt. Großartig! Hier tobt sich der Produzent und seine audiophile Ader regelrecht aus, aber ohne, die Gesamtheit des Albums anzukratzen. Vielleicht ist dies sogar der dramaturgische Höhepunkt des Werks.
"Bleeder" (4:50) schließlich ist ein romantischer sanfter Ausstieg mit Streichern und Gitarre im sparsamen Arrangement.
 

 

Bewertung: 1-2

- AS, 4. Oktober 2008 -

 

 

 

Jazzkantine - Hell'S Kitchen

- CD -

 

Bemüht!

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Sehr schöne klangliche Stimmung, gute Musiker und sehr ordentliche Sänger, die aus sich herausgehen!
Aber irgendwie hört sich das alles an, als würde jemand die Leine nicht ganz loslassen.
Liegt es am zu großen Respekt vor den Originalen?
Liegt es gar daran, dass die Auswahl der Originale nicht allzu inspiriert daherkommt, denn es sind die Rocksongs, die wir alle schon ewig und ständig immer wieder bei allen Gelegenheiten aufgebrüht bekommen, da geht einem schon beim Hören der Schwung aus. So gesehen muss man sogar großen Respekt vor den Musikern haben, dass sie sich noch ganz gut motivieren konnten...
Wie auch immer, locker und elegant ist das nicht, sondern alle Beteiligten scheinen sich oder das Projekt viel zu ernst genommen zu haben. Das überträgt sich leider auf die Stimmung.

Wo die Jazzkantine viel zu bemüht klingt und dabei verkrampft dem Werk Niveau einhauchen möchte, da wird sie z.B. mit Schmiss von Richard Cheese überrollt, der beim Zurücksehen ein breites Grinsen im Gesicht haben dürfte.
Paul Anka hat übrigens ein zwar weniger jazziges, aber doch ähnliches Swing- und Bigbandalbum aufgenommen, mit bekannten Pop- und Rockstücken, "Rock Swings". Das ist wirklich großartig. Professionell und trotzdem locker, sowie mit Respekt, aber auch der nötigen Distanz zu den Originalen.

Solche Scheiben leiden immer unter dem Nachteil, dass man sich schneller satt hört, als bei neuen Kompositionen. Für dieses Album dürfte das aufgrund der Auswahl der Stücke besonders gelten, auch wenn das ganze klanglich nicht alltäglich und versiert umgesetzt ist.

 

Bewertung: 4

- AS, 4. September 2008 -

 

 

 

Scarlett Johansson - Anywhere I Lay My Head

- CD -

 

Schuster bleib bei Deinen Leisten

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Eigentlich hätte man es ahnen können, wenn überall die Rede davon ist, wie "mutig" es von Frau Johansson ist, sich Tom Waits Songs zu widmen.
Ohne ihre Stimme richtig zu kennen, konnte man sich auch nicht so recht ausmalen, wie der Gesang sein würde. Nun ist es also raus und ein ganz klein wenig ansprechender hätte man sich das allerdings doch vorstellen wollen.
Viel mehr sogar, ist es wirklich mutig, für jemanden, der so dermaßen nicht singen kann, sich so - in jedem Wortsinne - zu produzieren.

War das wirklich nötig Scarlett Johansson? Wärst Du nicht schon bekannt, dann würde ernsthaft, mit Verlaub, das Album keiner mit dem Allerwertesten anhören.
Angucken wohl schon, denn das Cover ist ja recht apart.

Jetzt könnte man sagen, am großen Tom Waits, da ist ein kleines bisschen Scheitern keine Schande. Jedoch ist das hier das ganz große Scheitern.
Die Stimme klingt einfach nicht schön. Flach und gänzlich unattraktiv, viel zu dünn um irgendwie markant zu wirken und zu dumpf und zu unsanft, um sie süß zu finden (bereits der Auftakt verheerend "Town With No Cheer").
Bei den meisten Songs senkt sie die Stimme, vermutlich soll das derb klingen. Leider hat sie ohnehin wenig Fülle und das Senken der Tonhöhe erfordert noch mehr Volumen, so dass sie erst recht gepresst klingt - bis hin zur Karikatur. Dazu sucht der Gesang scheinbar nach den Tönen und trifft sie auch nur selten richtig (besonders schlimm "No One Knows I'm Gone").

Die Produktion schwankt klanglich zwischen opulent und seicht, klingt aber immer schwülstig und künstlich - gleich der unpassende instrumentale Beginn "Fawn" unerträglich hochtrabend, eher wie ein Abgang.
Besonders störend wirkt mehrmals der billige, programmierte und veraltete Elektrorhythmus auf (z.B. "Anywhere I Lay My Head" oder "I Wish I Was In New Orleans").
Vergleichsweise angenehm wirken die ruhigeren und schlichter produzierten Momente, die sanfte raunende Johansson (wie in "Song For Jo" - das ihr übrigens Meister Waits persönlich auf den Leib schrieb), diese hätte vielleicht eine Chance gehabt, etwas eigenes hervorzubringen, sie lässt der Produzent aber im weichgespülten Klangsumpf untergehen. Es bleibt nicht viel mehr als eine keyboardhafte Melodiestimme. Nicht viel besser in "I Wish I Was In New Orleans". Das könnte jeder sein, beliebig und austauschbar, trotz zurückgenommener Instrumentierung.
Der absolute Tiefpunkt des Albums ist "Green Grass". Hier soll der letzte merken, dass die Musik mal von Tom Waits war. Schlimmer kann ein Abklatsch nicht sein. Bemühtes rhythmisches Geklunker und die Stimme fischt in den nicht vorhandenen Abgründen.

Wenn Scarletts Stimme dann mal richtig nett klingt, wie bei "I Don't Wanna Grow Up", dann ist es trotzdem mit der Pracht spätestens in der zweiten Zeile vorbei, wenn sie den Ton einfach nicht trifft. Das Lied ist so seicht und schwülstig nach 80er Pop produziert, dass es fast weh tut. Johansson erinnert ein bisschen an Debbie Harry, die ich hiermit für den Vergleich ausdrücklich um Entschuldigung bitte, sie klingt weich und geschmeidig, aber dann fehlt das kleine, kleine Mindestmaß an gesanglichem Talent. Gerade Kitsch muss zumindest einigermaßen gekonnt sein, wenn er den Kopf überlisten und ins Herz will. Oder Charakter, der hat auch die Chance, ohne unmittelbare Schönheit an das Herz zu gelangen, aber da wären wir wieder bei Tom Waits.

Insgesamt entsteht leider der Eindruck, dass der Arrangeur und Produzent die größten Schwächen seiner Sängerin klanglich übertönen oder verwaschen wollte, vielleicht hat er sie aber mit seiner Überproduktion erst richtig in die Ecke gedrängt. Vorstellbar bleibt zwar, dass Scarlett Johansson mit weicher schmachtender Stimme und minimaler Instrumentierung eine Chance gehabt hätte, etwas nettes für zwischendurch aufzunehmen, diese Chance hat der Produzent ihr allerdings genommen. Das vorliegende Werk erweckt somit den Verdacht, mehr war nicht rauszuholen - also hier ist Hopfen und Malz verloren. Das erste Stück wirkt ja auch schon fast wie der Abgesang. Etwa der Soundtrack einer Kapitulation?

Zwar ist es an sich schon mutig, wenn man versucht, Tom Waits zu interpretieren, aber man muss wohl entweder sehr routiniert sein oder mal was ganz anderes abliefern, um neben ihm zu bestehen. Tom Waits liefert so sagenhaft schöne und herzergreifende Melodien, die zum Teil nur erträglich erscheinen, wenn er sie wenigstens teilweise durch seine Darstellung selbst gleich wieder ankratzt, sei es durch seine unterirdische Stimme oder seine knorrigen Arrangements.
Nun ist es denkbar schwierig, etwas ganz anderes als Waits abzuliefern, der ist ja bereits ziemlich anders und so sind eigentlich auch nur konsequent schwülstige um nicht zu sagen kitschige Interpretationen bekannt geworden, wie z.B. von Rod Steward oder den Eagles. Irgendwo dazwischen bewegen sich vielleicht Everything But the Girl und Tori Amos mit jedenfalls eher zarten reduzierten, aber hübschen Interpretationen oder auch Marianne Faithfull und Meat Loaf.
Eins haben alle gemein, sie sind routiniert. Das ist auch das mindeste, das der gute Tom erwarten kann.

Also Scarlett Johansson, entweder schön oder außergewöhnlich, aber so bitte nicht.
Für Deine Schauspielkunst gilt das übrigens ganz genauso - sicher finden Dich auch viele einfach schön - aber die wahre Größe kommt mit der "besonderen" Ausstrahlung die Du hast, verwöhn uns damit, das reicht.
Und um den Kreis zur Überschrift zu schließen: So wird ein Schuh draus!

 

Bewertung: 5-6

- AS, 29. April 2008 -

 

 

 

Hercules and Love Affair - kein eigener Albumtitel

- CD -

 

Ambitioniert

~

...und sehr kreativ.

Zitate von allerlei Stücken und Sounds, die im wesentlichen aus den Achzigern stammen dürften. Hier etwas Jimmy Somerville oder Boy George, dort etwas Christians oder Godley & Creme, irgendwo hört man auch The Catch und viele andere raus, die Liste ließe sich noch ein ganzes Weilchen fortsetzen. Jeder wird die Liste etwas anders ausführen, das zeigt die Kunst des Zitierens im Gegensatz zum Plagiieren. Vieles scheint bekannt, glaubt man etwas erkannt zu haben unterlasse man besser den direkten Vergleich mit dem Original, man würde sich blamieren, so anders ist der Sound von Hercules and Love Affair: Modern oder retromodern, wer will das festlegen? Scheinbar ein Stilmix aus Disco, Pop, New Wave und Jazz mit analogen Synthies, authentischen Instrumenten wie Bläsern oder Streichern, aber auch moderner allerdings organisch klingender Elektronik. Das alles geschickt verwoben zu etwas neuem und eigenständigem. Das ist echte Kunst.

Hier hat Hercules and Love Affair die Latte auch echt hoch gehängt, denn wer so gekonnt und vielfältig zitiert, der setzt sich dem permanenten Vergleich aus. Selbstbewusst oder dumm? Nun teils teils! Selbstbewusst, weil Hercules and Love Affair klanglich brillant und fast perfekt produziert sind.

Musik wie sie spontan äußerst angenehm aus der Masse hervorsticht, weil solch kreative Klänge leider - oder zum Glück - selten sind.

Dumm, weil der Musik die Substanz oder die Seele fehlt. Und hier holen Hercules and Love Affair ihre musikalischen Vorbilder bei weitem nicht ein.

So genial das zusammengetüftelt ist, so kollagenhaft und ohne eigene Aussage bleibt die Musik. Gradezu kühl wirken die Lieder immer dann, wenn der Klangaufbau komplett ist, dann genau erschöpft sich der innovative Wert der Musik von Hercules and Love Affair. Erst ist man fasziniert von den vielen klanglichen Ideen und Elementen, dann will der Funke jedoch nicht so richtig überspringen.

Nicht zum direkten Vergleich geeignet, aber ein ähnliches Segment bedienend, haben "Hot Chip" beispielsweise erheblich mehr Schmiss und das im Übrigen schon seit längerer Zeit.

 

Das ist coole Musik. Auch wenn diese RetroDiscoAchtzigerSound Sache schon langsam nichts neues mehr ist, sind Hercules and Love Affair in ihrer geschmeidigen Ausprägung noch ausreichend modern. Zwar sollte man sich beeilen, wenn man damit beeindrucken will, sie früher als die Masse entdeckt zu haben, denn die Spatzen auf den Dächern haben schon Stellung bezogen um fleißig zu pfeifen, aber zur großen Masse wird die Musik ihre kreative Position schon noch etwas behaupten. Fraglich ist indessen, ob das Potential nicht ohnehin zum Verbleib im Hintergrund bestimmt ist.

 

Tolle Musik, für elegante Events, nicht zu aufdringlich aber doch klanglich mal (wieder) was anderes. Also wer eine Modenschau oder Vernissage abhalten will oder wer ein Café eröffnet, ist gut beraten schnell zuzugreifen. Aber er sollte sich beeilen und wissen, dass Hercules and Love Affair dazu schon andernorts Verwendung fanden.

Zum privaten Anhören ist das Material auf die Dauer einfach zu dünn.

 

Bewertung: 3-4

- AS, 9. April 2008 -

 

 

 

Adele - 19

- CD -

 

Schön (und) abgebrüht

~
Ein rundum gelungenes Album mit wunderbarer Dramaturgie. Es beginnt ruhig, steigert sich über die fast pompöse Ballade und erste Singleauskopplung "Chasing Pavements" hin zum sehr flotten und wechselhaften "Cold Shoulder". Sogleich wird es wieder ruhiger, mit nur Gesang und Gitarrenbegleitung schafft "Crazy For You" den idealen Kontrast. Ähnliche Spannungswellen in Stimmung und Rhythmus folgen.
Die Instrumentierung variiert von ganz reduziert wie schon angedeutet, Adele spielt Gitarre, Bass oder auch Celeste (ein Glockenspiel mit Klaviatur), über leicht jazzige Ensembles, wie bei "Right As Rain" z.B. mit Hammond und Wurlitzer, bis hin zu recht üppigen Popbesetzungen mit Chor und Streichern. Immer sehr wohlklingend und routiniert arrangiert.

Nun allerdings zum eigentlich Besonderen, der Stimme. Voller Überzeugung wie eine Große, überrascht diese 19 jährige mit einem herrlichen Gesang voller Selbstbewusstsein. Immer leicht kratzig klingt sie auch bei kraftvollen Passagen aus vollem Hals. Das verleiht Adeles Stimme diese wunderschöne Zerbrechlichkeit bei all dem Temperament und der Kraft die sie ausstrahlt. Sie klingt tatsächlich, als hätte sie mindestens seit 19 Jahren nichts anderes gemacht und dabei doch irgendwie unverbraucht. Wenn Adele in kurzen Momenten wie von Schwäche ihre Stimme umschlagen lässt, dann ist das wohl kalkuliert und dramaturgisches Mittel, so perfekt kommt der Einsatz jeweils zur entsprechenden Silbe und doch wirkt es nicht berechnend. Vermutlich macht genau das Adeles Charme aus, sie klingt sehr souverän und gleichzeitig spontan und authentisch.
Adele und uns Zuhörern ist zu Wünschen, dass das so bleibt. Das Potential hat sie jedenfalls.
Pflichtkauf!

 

Bewertung: 1-2

- AS, 6. März 2008 -

 

 

 

Jens Lekmann - Night Falls Over Kortedala

- CD -

 

Mehr mäßig als mittel...

~
"Der junge Schwede schmettert eine Schnulze nach der anderen und nicht eine einzelne klingt peinlich [...] hat ein ungeheuer sicheres Händchen für wunderschöne Melodien, eingängig und voller Seele." machte mich die Welt Kompakt neugierig auf dieses Album.
Das stimmt leider nur bezüglich der Melodien, Rhythmen, Arrangements und Instrumentierung. Die sind abwechslungsreich, detailverliebt und wirklich schnulzig im besten Sinne.
Das ist doch jede Menge könnte man denken, aber leider sagt das nichts über den Gesang des jungen Schweden aus. Der ist leider so langweilig, unsicher und unattraktiv, wie kaum zuvor gehört. Er singt mit seiner Allerweltsstimme, dünn ohne jedes Timbre, ohne eigenen Stil die ganze nette Musik über den Haufen. Dazu trifft Lekmann kaum einen Ton richtig, was er immer wieder mit Überschlägen und Stilvariationen zu kaschieren versucht. Die Stmme als fad zu bezeichnen wäre noch gelobt. Um mehr Volumen oder etwas Schmiss hinein zu bringen, versucht sich Lekman in Nuancen an verschiedenste Vorbilder heranzubiegen, was ihn erst recht der Beliebigkeit preisgibt. Wo musikalisch seine Stärke liegt, im Zitieren, und Variieren einer Vielzahl von Stilrichtungen zu einem Ganzen, dort macht ihm die Stimme, seine Achillesferse, den Garaus. Was variantenreich klingen soll, klingt wie die Flucht vor der eigenen Stimme. Die Chance, etwas wenn auch nicht perfektes, so jedoch wenigstens originelles und eigenes zu schaffen vertut er damit letztlich auch noch.
Genau genommen singt er eigentlich gar nicht - hier hat die WK wieder recht, "er schmettert".
Eigentlich ne glatte Fünf, weil der Gesang den Spaß komplett verdirbt. Aber ein Plus noch für das musikalische Potential, das hoffentlich bald auf eine hübsche talentierte Stimme trifft und davon sollte es doch in Schweden einige vielversprechende geben.

 

Bewertung: 5+

- AS, 4. März 2008 -

 

 

 

The Timewriter - Soulstickers

- CD -

 

Ohh... schade...

~

... da war der Timewriter schon erheblich besser.

Kein Zweifel, das Album ist grandios produziert.

Der Sound passt, die Stücke sind untereinander abwechslungsreich und in sich stimmig aufgezogen.

 

Was je nach Gelegenheit stört, ist allerdings, dass die Stücke in sich sehr statisch wirken und der Einfallsreichtum dann aufzuhören scheint, wenn das jeweilige Stück aufgebaut ist. Dann folgen zu viele Wiederholungen der Motive, was bei ein paar Sücken und intensivem Zuhören sogar nerven kann.

 

Irgendwie scheint mir auch ein echter Knüller à la "Reachin' out" mit seiner songübergreifenden Struktur vom letzen Album "Paintbox" zu fehlen.

 

Gute Clubsounds, deep und elegant wie vom Timewriter gewohnt, aber kein schlüssiges Musikalbum.

 

Bewertung: 3+

- AS, 15. Februar 2008 -

 

 

 

Feist - Open Season - Remixes And Collabs

- CD -

 

Füllhorn...

~

...an Klangspielereien und dabei noch so wunderschöne Musik.

Die Musik ist eine wunderbare Mischung aus einer zauberhaften, anschmiegsam gebrechlichen und doch ungemein kraftvollen Stimme mit akustischen Instrumenten und elektronischen Elementen. Letztere und die Mittel der Remixer ändern nichts daran, dass es sich hier durchgehend um organisch klingende Musik handelt, weitgehend ruhig, aber immer dynamisch und raumfüllend.

Die Remixarbeiten an den Stücken untermalen die Grundcharakteristik immer nur oder spielen mit ihr, kratzen sie aber niemals richtig an. Hier haben echte Klangliebhaber einen Fundus an Details ausgeschüttet und mal mehr, mal weniger versteckt. Viel Spaß beim Entdecken!

 

Um die bestehende Klangdiskussion etwas aufzulockern empfehle ich, die Scheibe entweder auf einer recht guten Anlage oder einer ganz schwachen zu hören. Ansonsten können die Soundspielereien schon mal verwirren.

High End muss es gar nicht unbedingt sein, aber die Kaufhaus Kompaktanlage auch nicht. Wer darüberhinaus nicht die Zimmerlautstärke ausschöpfen darf - so laut, wie auch akustische Instrumente annähernd klängen - sollte vielleicht einen guten Kopfhörer zu Hilfe nehmen.

 

Bewertung: 1-2

- AS, 27. November 2007 -

 

 

 

Terry Lee Brown Jr. - Sounds of Instruments 03

- CD -

 

Cooles Ding

~
Terry geht fremd... - Erster Mix für ein anderes Label.
Allerdings hat er sich mit Klik ein sehr feines griechisches Label ausgesucht und paar elegante, fast extravagante deep/tech/house Nummern zusammengemischt. Sehr elegant und klanglich etwas außergewöhnlicher.
Das Ergebnis kommt nicht ganz so wuchtig daher wie die Terry's Café Scheiben auf Plastic City, ist aber trotzdem auch tanzbar, wenn gewünscht und laut genug. Genauso macht das Ding aber auch Spaß, wenn es im Hintergrund läuft und irgendwann ertappt man sich dann doch beim Mitwippen.

Dazu gibt es übrigens noch eine DVD. Hier untermalt der Mix nette künstlerisch/grafische Bilder, meist im Spiegel- oder Kaleidoskopstil. Nicht weltbewegend aber ganz nett im Hintergrund bei der nächsten Party daheim.
Die Hülle ist interessanterweise nur eine Schachtel, darin eine schwarze Plastiktüte, darin ein auf CD-Größe gefaltetes Poster, in dem die beiden Scheiben stecken.
Nicht ganz praktisch, aber irgendwie reizend gemacht.

 

Bewertung: 2+

- AS, 12. September 2007 -

 

 

 

Terry Lee Brown Junior - terry’s café 9

- CD -

 

Wie gewohnt - lässig, deep, für zu Haus und auch zum Tanzen

~

Terry hat sich aufs neue ein paar feine Scheiben rausgesucht, die einzeln vielleicht sogar leicht verschieden wirken, aber er hat wieder einen Guss daraus gemacht.

 

Sehr gefällig und vermutlich sogar leichter zugänglich als seine Alben, aber damit soll keinesfalls der Eindruck entstehen, die Alben seien unzugänglich!

 

Die Scheibe ist wieder sehr deep, cool, tanzbar aber auch lässig, wenn Daheim ein paar Gäste vorbeischauen und es ist für jeden was dabei.

 

Bewertung: 2

- AS, 26. April 2007 -

 

 

 

Polarkreis 18 - kein eigener Albumtitel

- CD -

 

Sehr frische Scheibe

~

Schönes und vor allem sehr abwechslungsreiches Album.

Schnelle Rhythmen wechseln mit balladesken, um dann wieder von Breakbeats abgelöst zu werden.

Orchestrale Klänge wechseln mit Keyboards und Gitarren und das alles im Dialog mit einer sehr hellen, klaren aber angenehmen Stimme. Bei zwei drei Stücken nehmen die Jungs richtig Fahrt auf und der Gesang jagt die Keyboards und Streicher oder auch mal umgekehrt.

Anspieltipps auf jeden Fall das sehr kraftvolle "Crystral Lake" und das fast epische "Stellaris", beide herrlich arrangiert, tolle Harmonien und unglaublich mitreißend.

Später, wenn alles gar so schön harmoniert und etwas mehr Ruhe einkehrt, ist auch Zeit für ein kurzes Instrumentalstück - "After All, He Was Sad".

Heutzutage könnte so etwas alles in Personalunion von einem Musiker aus zwei Rechnern gestrickt sein, aber die Jungs bringen das alles komplett instrumentiert.

Das alles schreit nach Live - und das können die Jungs auch noch.

Die Musik geht schnell ins Ohr, begeistert aber mehr als zwei mal Anhören.

Die Stücke leben und wachsen, teilweise schon fast bis ins Ekstatische. Daher verlangt diese Scheibe nach aktivem (Durch-) Hören. Läuft die Musik nebenher, so kann ein anschwellender Geräuschpegel zum Ende eines Liedes hin schon mal kurzfristig seltsam anmuten!

 

Einen Kritikpunkt gibt es, wenn ich es auch nicht übers Herz bringe, dafür (mehr als eine halbe Note) abzuwerten. Der Klang ist mäßig. Recht flach, undynamisch und in den Höhen fast verwaschen. Dafür ist die Musik so authentisch und lebendig, dass man es nach zwei Takten (fast) nicht mehr bemerkt.

 

Zum Abschluss noch eine kleine Anekdote - sorry Jungs!

Habe die CD im Geschäft entdeckt, weil mir das Cover gefiel, das auch in Details wirklich äußerst liebevoll gestaltet ist (Pappe/ digi pack). Die Hörprobe überzeugte. Zur Gruppe war mir also sonst nichts bekannt. Habe mich nur etwas gewundert, dass die Sängerin" nirgends abgebildet war. Als ich dann einige Tage später das Video und den Sänger sah, staunte ich nicht schlecht.

Meine Freundin wollte es übrigens auch nicht glauben, bis sie das Video sah...

 

Also nichts für ungut, aber das ist die femininste Gesangsstimme, die ich je aus dem Munde eines Mannes gehört habe. (Jimmy Sommerville oder die Bee Gees mal außen vor, denn die klingen ja auch nicht wirklich weiblich.)

 

Der Kunst tut das natürlich keinerlei Abbruch (siehe auch ganz oben zur Stimme)!

 

Bewertung: 2-

- AS, 2. März 2007 -

 

 

 

Naomi - Everyone Loves You

- CD -

 

Unglaublich....schön...

~

White ist das schönste Lied, das ich mir im Moment vorstellen kann.

 

Die beiden Jungs können so wunderschöne Melodien schreiben und nahmen sich bei diesem, ihrem ersten Album, dafür noch richtig Zeit.

Sie entwickeln die Melodien mit Ruhe, spielen mit Klangelementen, selten wiederholt sich etwas. Sie setzen Gesang ein und Instrumente, die hier in der Beschreibung vielleicht etwas eigenartig klingen, aber so logisch erscheinen wenn man dabei ist, sich von der Musik verzaubern zu lassen.

Noch nie kam es mir zum Beispiel so selbstverständlich vor, dass ein derart ergreifendes Streicherarrangement von einem "Dudelsack" abgelöst wird.

Die Stücke sind im Aufbau so verschieden und kreativ, dass sie nie vorhersehbar erscheinen. (Etwas, dass beim aktuellen Album "Aquarium" zumindest auf den ersten Blick anders scheint, da es sich hier eher um typische und kurze "Song" Strukturen handelt).

 

 

Diese Rezension erfolgt natürlich viel zu spät, aber dieser Tage hatte ich die Scheibe wieder mal in den Händen und fast Tränen in den Augen, als ich diese zum Teil wirklich ergreifend schönen Kompositionen wieder mal hörte. Als ich dann sah, dass hier immer noch keine Rezension vorliegt, hatte ich wieder Tränen in den Augen...

Also im Ernst, Naomi ist Air um Längen voraus, dennoch eher ein Geheimtipp geblieben - schade oder Gott sei Dank - wer will das beantworten?

 

Wer etwas mehr Beat erwartet sollte unbedingt diese Version mit tollen Remixen auf der zweiten CD kaufen

 

Bewertung: 1

- AS, 16. Dezember 2006 -

 

 

 

Terry Lee Brown Junior - Karambolage

- CD -

 

Bekannt und bewährt

~

Auf das erste Hinhören nicht ganz so innovativ wie die Vorgängeralben.

 

Stimmt aber nicht. Terry alias Norman ist in seiner Entwicklung tiefer angekommen. Bei genauerem Hinhören sind die Finessen im Detail versteckt.

 

Eine sehr dichte Produktion, vom Sound her sehr neutral, was aber mal recht angenehm ist, bisher klangen Plastic City Produktionen im Bassbereich immer sehr satt (wenn auch nicht hart).

 

Die ersten beiden Stücke sind etwas beschaulicher, ab "Burnin Up" ist das feinster Clubsound, um dann ab "Insectisuicides (Exerpt)" wieder etwas ruhiger zum Ende zu kommen. Schöner Spannungsbogen.

 

"Fix Me Up" ist der Knaller, ein echter Mitreißer, wer hierbei ruhig sitzenbleiben kann, dem ist nicht zu helfen.

 

Tipp zum Schluss: Das Album etwas lauter noch mal von Anfang hören.

 

Bewertung: 2-

- AS, 18. Oktober 2006 -

 

 

 

Mikael Delta - Timeless Beauty

- CD -

 

Zeitlos schön...

~

... der Titel trifft die Musik sehr genau. Sollte darin ein kleines bisschen Arroganz zu erkennen sein, wenn Mikael Delta sein aktuelles Album so nennt, so muss ihm das erlaubt sein, denn er hat einfach recht.

 

Einige der Sounds klingen im ersten Moment nicht unbedingt neu und das Album beginnt auch recht unauffällig. Der erste Eindruck bei mir war im Grunde sogar: "Schön aber belanglos".

Aber damit wird man ihm nicht gerecht. Mikael Delta entwickelt das Album, das damit diesem Begriff auch gerecht wird, mit absoluter Gelassenheit und Akribie, so dass erst beim zweiten bzw. aufmerksamen Hinhören klar wird, welch eine Tiefe seine Stücke besitzen.

Jedes Stück entwickelt er ganz behutsam, aber mit großer Sorgfalt und Detailreichtum. Filigrane und abwechslungsreiche Beats werden von geschmeidigen, zum Teil auch sehr sphärischen Sounds umschmiegt. Hier gibt es viel zu entdecken und daher sollte dieses Werk elektronischer Musik aufmerksam angehört werden.

Fast jedes Stück hat eine überraschende Wendung nach etwa zwei Dritteln, was jedoch nie wie ein Bruch erscheint, sondern eher wie ein I-Tüpfelchen oder eine Belohnung für den interessierten Zuhörer.

 

Wie das einzelne Stück entwickelt er auch das Album in einem herrlichen Spannungsbogen behutsam, von ruhigeren Arrangements hin zu clubtauglichen Tracks um dann später wieder einen angenehmen Ausklang zu finden.

Einige Stücke bieten auch Stimmarrangements, wie sie kaum unterschiedlicher sein können. Beispielsweise perfektionieren coole weibliche Vocals den leichten retrosynthie Sound von "Forget Me Not", wogegen sein eigener fast chansonartiger Sprechstil in deutscher Sprache bei "Verzweifelt Glücklich", vermutlich gerade wegen seines unbeholfen wirkenden griechischen Akzents schon fast romantisch anregt.

 

Herrliche Musik, die auch im Hintergrund funktionieren würde, aber dafür viel zu schade ist. Nur der aufmerksame Zuhörer kommt in den Genuss der Raffinesse der einzelnen Songs und der Klangreise auf die Mikael Delta uns mit seinem Album mitnimmt.

 

Bewertung: 2

- AS, 27. September 2006 -

 

 

 

Ray Charles - In Concert with the Edmonton Symphony

- DVD -

 

Schönes Konzert

~

Hier bekommt man einen schönen Auftritt aus dem Jahr 1981 geboten. Nicht mehr und nicht weniger.

Insgesamt dauert das Konzert knapp 50 Minuten.

 

Klanglich ist die Begleitung durch das Edmonton Symphony Orchester (Kanada) vielleicht etwas ungewohnt. Einige Songs bekommen gar einen ganz anderen Fluss und Rhythmus, aber gerade das macht diesen Auftritt interessant. Wenn er auch vielleicht nicht jedermanns Geschmack treffen mag.

 

Das Bild ist im Vollformat gehalten und dem Alter entsprechend in Ordnung - komisch ist die Bühnenbeleuchtung, die Ray oft grün wirken lässt.

 

Der Ton ist auch (gerade noch) in Ordnung, insgesamt ist der Klang recht flach und undynamisch, aber auch hier darf man natürlich das Alter nicht ganz außer Acht lassen.

 

So viele Live DVDs sind vom Meister derzeit nicht erhältlich, also sollte man die Qualität dieser Aufnahme nicht allzu harte Maßstäbe anlegen.

Insgesamt macht das Ganze schon sehr viel Spaß

 

Bewertung: 3+

- AS, 5. April 2006 -

 

 

 

Bar 1 - Winter.06

- CD -

 

Leichte Weiterentwicklung

~

Wieder einmal sehr gelungen. Babak etabliert sich nicht nur langsam im Bereich geschmeidiger Mixcompilations, sondern entwickelt mittlerweile ganz deutlich einen eigenen unverkennbaren Stil.

 

Nicht ganz so deep und housig wie die Vorgänger, aber genauso warm und harmonisch, findet sich hier eine Tendenz in flächige Sounds, vielleicht sogar zu leichten Trancelementen. Mitunter Gesang, ganz lieblich und dezent.

Keinesfalls sind die Unterschiede zur letzten Bar 1 so gravierend, daß Fans der Reihe vor den Kopf gestoßen würden, aber eine gewisse Entwicklung ist zu erkennen. Wer sich für das Album von Babaks "Soda Inc." Projekt mit Jon Silva interessiert, wird diese Tendenz noch sehr viel deutlicher erkennen können.

 

Wer jetzt sagt, nee Trance langweilt mich (wobei wir es hier lange nicht mit eigentlicher Trancemusik zu tun haben) der sei auf Babaks Mix "Plastic City. Maybe" verwiesen, ist deeper und housiger...

Am besten beraten ist meiner Meinung nach, wer beide kauft.

 

Bewertung: 2-3

- AS, 21. März 2006 -

 

 

 

deep-dive-corp. - Freestyle Floating

- CD -

 

Schöner Fluss

~
Sehr Schöner deeper sound, etwa jedes zweite Stück mit Gesang, toll produziert, wenn auch das erste Stück leider schon das stärkste ist. Aber das allein lohnt schon fast die Anschaffung.

 

 

Bewertung: 3+

- AS, 12. März 2006 -

 

 

 

Harry Connick Jr. - Only you - In Concert

- DVD -

 

Großartig

~

Diese DVD ist einfach nur phantastisch.

 

Grandiose Bildqualität und gleiches gilt für den Klang.

 

Die Bildregie ist dezent und doch abwechslungsreich, nicht zuviel Big-Bandleader aber auch nicht zuwenig.

 

Selbiger ist absolut in top Entertainerlaune und zeigt fast seine ganze musikalische Virtuosität, ebenso wird dem geneigten Betrachter anhand so vieler Details klar, welch ein Perfektionist Harry Connick Jr. ist oder nur was für ein Profi. Viele von diesem Schlag gibt es wahrhaft nicht mehr.

 

Daneben gibt es noch ein reizendes Interview und so etwas wie ein Making of, in dem er sine Big Band vorstellt, jeden Musiker mit kleiner Historie.

 

Alles in allem eine grandiose DVD, die lange Spaß macht und die man auch in so ziemlich jeder Gesellschaft aufführen könnte, hier dürfte nahezu jeder irgendwie Gefallen daran finden, wenn er nicht schon vor Begeisterung mit (über) swingt.

 

Bewertung: 1-

- AS, 21. Februar 2006 -

 

 

 

Plastic City. Maybe

- CD -

 

Sehr fein - deep and groovy

~

Feinste Auslese aktueller Plastic City Tracks. Alte Bekannte und auch neue Namen tauchen auf.

Babak ist gar mit zwei Projekten vertreten.

Alles in allem wie aus einem Guss, hier hat Babak auch beim Mixen wieder ganze Arbeit geleistet.

Hoffentlich kommt auch bald der neue Bar 1 Mix raus.

 

Bewertung: 2+

- AS, 18. Januar 2006 -

 

 

 

Madonna - Confessions on a Dance Floor

- CD -

 

Status Quo der modernen Popmusik - Sauber produziert

~

Vorweg, dies ist kein mittelmäßiges Album, Frau Ciccone ist den allermeisten noch immer um Längen voraus und kann es sich daher vermutlich auch leisten, dem musikalischen Zeitgeist nicht schon wieder einen riesigen Tritt zum Antrieb in den allerwertesten zu verpassen.

 

Madonna kann popmusikalisch fast alles, überrascht uns damit diesmal aber leider nicht.

Nachdem die drei letzten Alben fast klangliche Offenbarungen, jedenfalls aber mindestens echte Trendsetter waren, zeigt "Confessions on a Dance Floor" nichts so richtig neues.

Bisschen 80er hier, bisschen Cher dort, etwas french house da und dort, sowie dann auch reichlich ABBA (wenn auch nur in einem Stück)...

 

So wie "Ray of Light", großartig produziert von William Orbit, wie aus einem Guss, modern und kraftvoll daherkam und ein neues (Madonna-)Zeitalter markierte, so entführte uns "Musik", erst schwer verdaulich und seiner Zeit noch weiter voraus, nur zwei Jahre später in ganz neue Klangwelten.

Fast dankbar waren unsere Ohren, die fruchtbare Symbiose von Madonna und ihrem Produzenten Mirvais mit "American Life" zum zweiten Mal genießen und verdauen zu dürfen.

 

Wenn man die Solowerke von Mirwais vergleicht, stellt sich auch ernsthaft die Frage, wer von beiden durch die Zusammenarbeit musikalisch mehr profitierte. Die Entscheidung mag jeder für sich selbst treffen.

Mehr Mirvais nun, wie bei zwei drei Stücken auf "Confessions on a Dance Floor" ist ganz schön, ABBA geht auch in Ordnung, Computersound ist in den Clubs gang und gäbe, aber wo tritt Madonna uns wirklich auf die Tanzfüße?

 

Apropos, wird das Album nicht als Dancealbum in einem durchgehenden Mix beworben? Bei den Übergängen kann man nun wirklich nicht von einem Guss sprechen, jedenfalls nicht zum Durchtanzen.

Für ein Album sind die Übergänge traumhaft und schaffen eine durchgehende Stimmung, selbst in der letzten Scheunendisko würde der DJ allerdings gesteinigt werden, wenn er zwischen den Tracks die Beats völlig auslaufen ließe.

 

Also Madonna hat ein tolles neues Album herausgebracht, aber schlaflose Nächte sollte niemand haben, wenn er es noch nicht in die Finger gekriegt haben sollte und wird sie auch nicht bekommen, nachdem oder weil er es gehört hat.

 

Bewertung: 3-4

- AS , 16. November 2005 -

 

 

 

Dean Martin - That's Amore (Best of 'Dean Martin Show')

- DVD -

 

Jetzt wird 's im Wohnzimmer geschmeidig

~
Diese DVD von der original Plattenfirma Capitol Records macht riesig Spaß und ist erheblich besser als die DVD "Dean Martin - Memories Are Made Of This", die eher aus den Anfangszeiten der Bildaufnahmetechnik zu stammen scheint.

 

Hier handelt es sich um eine Zusammenstellung einzelner Songs - immer im gleichen Stil der "Dean Martin Show" - so dass wir ihn praktisch 25 mal neu auftreten sehen, was sehr amüsant ist. Insbesondere wenn man die liebenswerte Kommentierung des Produzenten mit ansieht.

 

Die Bildqualität wirkt wie nachcoloriert, was vermutlich auch so ist, aber irgendwie nett wirkt und etwas authentisches ausstrahlt.

 

Die Songauswahl ist für so eine erste DVD Werkschau vielleicht im ersten Moment nicht repräsentativ, aber enthält dafür auch etwas rarere Stücke und macht Lust auf mehr. Enthalten sind auch Duette mit Petula Clark und Peggy Lee.

 

Der Klang ist dem Alter der Aufnahmen entsprechend gut.

Weiterhin gibt es von dieser DVD auch Versionen mit anderem Cover, das heißt vorsichtshalber die Songs vergleichen.

Wer noch keine Dino DVD besitzt, sollte ohne weiteres zögern sofort zuschlagen! Der Preis geht mit um die 13 Euro völlig in Ordnung.

 

Songliste:

01 Almost Like Being In Love
02 That's Amore
03 You Made Me Love You
04 Where Or When
05 I've Grown Accustomed To Her Face
06 Old Man River
07 Pennies From Heaven
08 C'est Si Bon
09 Get Happy/Aren't You Glad You're You/Open Up The Door (with Petual Clark)
10 Oh Maries
11 Somewhere There's A Someone
12 It Had To Be You
13 I Love Being Here With You/Manana/It's A Good Day/I Love Being Here With 14
14 You (medley with Peggy Lee)
15 I'm In The Mood For Love
16 Young At Heart
17 L-O-V-E
18 Memories Are Made Of This
19 Houston
20 Bye Bye Blackbird
21 Blue Moon
22 I'm Gonna Sit Right Down and Write Myself A Letter
23 Everybody Loves Somebody Sometime
BONUS SONGS:
24 I Wonder Who's Kissing Her Now
25 Pretty Baby
26 Caroline In The Morning

 

Bewertung: 1-2

- AS, 20. Oktober 2005 -

 

 

 

The Rat Pack - Greatest Hits

- DVD -

 

besser als nichts...

~
Vorweg, die DVD macht letztlich schon Spaß, auch wenn es reichlich zu bemängeln gibt.

 

Der Ton ist miserabel und das läßt sich nicht allein mit damaliger Aufnahmetechnik erklären, denn auch ältere Studioalben der Jungs sind vergleichsweise sehr gut.
Eher ist zu vermuten, dass die Aufzeichnung einfach so schlecht und dubios ist, was erklären würde, dass die Major Labels bisher schön die Finger davon ließen.

 

Das Bild ist verwaschen wie eine alte Videoaufnahme.

Die Szenen sind willkürlich aneinandergereiht, insbesondere sind die Einzelauftritte von Dean, Frank und Sammy, irgendwie konzeptlos ineinander übergeblendet. Es handelt sich also nicht um einen einheitlichen Auftritt.
Es existiert mindestens noch eine ähnliche DVD (die ich zufällig entdeckte), die anders bearbeitet ist. Die gemeinsame Szene der Drei ist dort etwas länger zu sehen und die Einzelszenen sind in anderer Reihenfolge zusammengeschnitten. Die DVD bewegt sich preislich in ähnlichem Bereich und ist wie unschwer am riesigen dauereingeblendeten Logo zu erkennen aus dem gleichen Stall.

 

Firmenlogo, Bild- und Tonqualität sind zwar frech, die DVD scheint jedoch das Einzige zu sein, was wir von den Jungs vorerst in den Händen halten werden und dafür auch keine Unsummen investieren müssen. Im Grunde macht die DVD auch nicht weniger Spaß als die zahlreichen Sinatra DVDs, bei denen die Qualität zwar besser ist, der Preis jedoch nicht im Verhältnis steht.

 

Bewertung: 4-

- AS, 3. Juli 2005 -

 

 

 

Jeff Mills - Exhibitionist

- DVD -

 

Allein auf weiter Flur

~

Für jeden der am Dancefloor immer beim Mischpult steht, für jeden der sich für Mischtechnik im Tech/House Bereich interessiert und auch so mancher Profi DJ kann sich hier noch was abschauen.

 

Aber vorsicht, kann zu Frustrationen führen. Selbst im Einzelbildvorlauf ist es teilweise schwierig, die flinken Fingerbewegungen nachzuvollziehen. Bei echten Zauberern konnte man das aber noch nie...

 

Es gibt keine DVD, bei der der Zuschauer mehr Zaungast beim DJ sein darf. Nahezu jede Handbewegung ist einsehbar und die sparsamen Schnitte wechseln zwischen Frontperspektive mit allen drei Decks, näheren Eistellungen und quasi Schulterblicken auf das jeweils gerade aktive Deck sowie Mischpult.

Bei einem Mix kann der Zuschauer sogar selbst die Perspektive wählen.

 

Eine DVD, zweiseitig zum Umdrehen:

Drei Mixe, alle um ne gute Stunde, dazu ein Chillout Mix mit Entspannungsbildern!?

Ein Interview mit dem Meister, eines mit Noise Generation, die bei einem Mix auch mal einen Part übernehmen durften.

 

Und noch ein Making of, knapp zehn Minuten, das in Zusammenfassung den Exibitionisten bei seinem Schaufenster Gig zeigt.

Die Mixe sind für die Musikgattung ungewöhnlich abwechslungsreich, so dass jeder mal Spaß hat, der gerne Minimal- oder Tech-House hört.

 

Alles in allem ne klasse Sache für interessierte, sicher aber nicht für jedermann.

 

Bewertung: 2-3

- AS, 31. Januar 2005 -

 

 

 

The Chemical Brothers - Galvanize

- Single CD -

 

Mehr als Schade

~

Eigentlich hätte ich gerne "Frechheit" in die Überschrift geschrieben, aber für den ersten Eindruck wäre das dem Stück selbst nicht gerecht geworden.

 

Das Stück ist ungewöhnlich, innovativ, zitiert oder gar karikiert gekonnt andere Stile und ist doch wie aus einem Guss.

Eigentlich Note 1-2!

 

Aber die Maxi bzw Mini ist ein schlechter Witz. Die Version von Galvanize ist mit nur wenig über 4 Minuten, ca 2 Minuten kürzer, als die auf dem gerade neu erschienenen Album - die Extended Version der Vinyl Maxi geht 7.30 min!

Das zweite Stück ist m. E. wenig erheblich.

Erkennbar ist das ganze auf dem Cover (vermutlich absichtlich) gar nicht. Mit Mühe findet man die beiden Titel nur namentlich erwähnt.

Klar handelt es sich um eine One Track Low Price CD, bei dem Lied, halte ich jede Kürzung aber für Frevel.

Wers mag, kann günstig an ein paar Takte Galvanize kommen.

Jeder andere wird dagegen in Tränen ausbrechen, weil eine Chance für ein geniales Stück und interessante Remixe verschenkt wurde.

Waren die Chemical Brothers total stoned, als sie die Maxi freigaben oder ist denen inzwischen jeder Euro recht?

 

Bewertung: 5

- AS, 27. Januar 2005 -

 

 

 

Miss Kittin - I Com

- CD -

 

Ein Juwel - [Sauberes Album...]

~

mit allem was dazu gehört: Rocksounds, Retro, Beat, Ballade und Club.

 

Sehr modern, trendy, aber weder zu kommerziell, noch zu abgehoben.

Miss Kittin style, aber konsumierbarer als bisheriges.

Konsumierbar meint allerdings anhören und nicht partyuntermalen.

 

Natürlich sind einige Stücke tanzbar, aber die Scheibe ist keine Dancecompilation, die alleine die Tanzfläche voll macht, und das ist gut so. Denn Caroline Hervé wird sowas wie erwachsen und sehr sehr eigenständig, liefert ein echtes Album mit wechselnden Stimmungen und doch aus einem Guss ab.

Dabei variiert oder zitiert sie mal Indochine oder gar Bowie wie es unterschiedlicher kaum sein kann.

 

Das alles macht so viel Spass, dass ich Caroline einen riesen Erfolg wünsche und auf der anderen Seite hoffe, dass nicht der letzte ... die Scheibe hoch und runter spielt.

Daneben beinhaltet die Scheibe noch eine Schrift, die in Word verwendet werden kann und das aktuelle (sehr grafische) Video.

Klasse Sache!

 

Bewertung: 2

- AS, 12. Juni 2004 -

 

 

 

G-Pal - Life

- CD -

 

Große Klasse

~

Muss jeder haben, der auf elektronische Musik steht.

Abwechslungsreich - halt ein Album und keine Compilation - und doch stilfest, melodiös, aber keineswegs schwülstig.

Schade, dass Herr Pallikaris nicht fleißiger ist, aber was man kriegt, sollte man nehmen.

Wer nicht auf elektronische Musik steht, sollte sie dennoch haben, es sei denn, er erwartet nie Besuch von Leuten die auf die gepflegteren Sounds stehen.

 

Bewertung: 1-2

- AS, 5. Mai 2004 -

 

 

 

George Michael - Patience

- CD -

 

Top Produktion

~

Der Sound:

Eindeutig George Michael, kein Abklatsch seiner selbst, sondern modern und trotzdem typisch!

 

Die Quantität:

Ordentlich, 14 Stücke, da kann man nichts sagen und kein alberner hidden Track, der die Laufzeit und die Gedult der Hörer ausdehnt, sondern vor dem letzten Stück, dem Ausklang mit Klavier, nur eine gewisse Besinnungspause.

 

Aufmachung:

Erstklassig, wie wir es von Herrn Michael gewohnt sind - und bei vielen anderen heutzutage oft vermissen - , alle Texte in einem schönen Booklet.

 

Die Stimmung:

Toll und ausgewogen. Schwungvoll wird hie und da dezent von Schmacht und Ballade unterbrochen.

 

Die Songs:

Jeder für sich wunderschön in der Substanz, leider sind fast alle Stücke von einer gewissen Konturlosigkeit und Beiläufigkeit geprägt.

Wenn sie nicht so phantastisch produziert und klanglich so ein Genuss währen, dann müsste man sagen die Stücke sind schön aber langweilig.

Leider wird mit jedem Song, das Album insgesamt etwas beiläufiger.

Irgendwo fehlen dem Album zwei drei Höhepunkte oder wenigstens zwei drei Songs mit mehr Dramatik.

 

Fazit:

Ein schönes Album, das bestimmt in den Ohren des Hörers noch reift, aber im ersten Moment nicht der erwartete Knaller ist, jedenfalls nicht nach der Wartezeit und entsprechenden Erwartungen.

 

Bewertung: 3-

- AS, 30. März 2004 -

 

 

 

Moby - 18 Plus B-Sides

- DVD + CD -

 

Pure Begeisterung

~

Habe Moby bisher dreimal Live erleben dürfen und er legt jedes Mal noch einen drauf.

 

Diese DVD ist zwar im Vergleich zum Liveerlebnis nur ein schwacher Trost, bis zur nächsten Tour, aber der beste den man sich vorstellen kann.

Die Atmosphäre kommt sehr gut rüber. Der Schnitt ist sehr elegant, zeigt vom Gesamtbild genug und richtet dennoch sein Hauptaugenmerk auf Herrn Melville, der wie ein Derwisch auf der Bühne umherspringt und einfach alles und jedes Instrument beherrscht. Eindrucksvoll zum Beispiel, wie er, nachdem er in aller Bescheidenheit seinen DJ als absoluten Meister seines Fachs vorgestellt hat, kurz dessen Platz einnimmt und mit seinem unglaublichen Rhythmusgefühl eine einzigartige Scratchperformance hinlegt.

 

Die Stimmung wechselt angenehm zwischen seinen gefühlvollen und genial melodiösen Schmachtnummern, immer wieder zu den schnellen Krafteinlagen, die keinen mehr ruhig sitzen lassen. - Im Konzert sind spätestens nach der ersten Powernummer alle klitschnass.

 

Wie jedesmal hat Moby auch Proben seiner Coverqualitäten parat. Wie gesagt, der Mann kann alles.

Ich könnte hier noch Stunden lang..., aber die Zeit sollte der DVD gewidmet werden.

 

Noch soviel:

Sound ist sehr gut; Stereoton brillianter als Surroundton!?

Die Zusatzausstattung ein wahres Füllhorn, wenn man nach zwanzigmal Konzertschauen, noch mehr von Moby erleben will.

Auf der CD sind die B-Seiten der Maxis - auch das hat eigentlich gerade noch gefehlt, früher musste man das selber machen.

Danke Moby und alsbald neue Tour und DVD.

 

Bewertung: 1

- AS, 13. März 2004 -

 

 

 

CAN7 - Safari Club

- CD -

 

Entspannt und doch schwungvoll

~

Wer den Sommer ins Haus holen will, braucht diese Scheibe.

Housig, jazzig und etwas latino Sound.

 

Das Album beginnt eher beschwingt, wechselt aber auch immer wieder zu etwas ruhigeren Rhythmen. Also bitte keinen durchgehenden gleichmäßigen Beat erwarten, dies ist ein echtes Album, mit etwas wechselnden Rhythmen.

Wenn zum Teil die Beats etwas flotter werden, lässt es sich herrlich darauf anlegen, dass die Gäste langsam in der Hüfte etwas lockerer werden.

Mal rein instrumental und mal mit Sängerin, was klanglich hie und da an Moloko oder Sade erinnert, aber musikalisch eigenständig bleibt.

 

Ja wahrscheinlich besteht die Kunst des Levant Canseven sogar darin, bereits beim ersten Hören, den Eindruck zu erwecken, das hat man doch schon mal gehört, aber keineswegs kupfert er irgendwo ab. Im Gegenteil so eine Runde Scheibe müssen die anderen erst mal machen.

Der Sommer ist immer da, wenn man ihn braucht.

Bravo, weiter so!

 

Bewertung: 2

- AS, 27. Februar 2004 -

 

 

 

Coldplay - Live 2003

- DVD + CD -

 

Die Cris Martin Show

~

Ja der Focus ist ganz klar auf den Sänger und Hauptsongschreiber gelegt.

 

Ob das gut oder schlecht ist, muss jeder für sich selbst entscheiden.

Für mich ist es bei einem Live Konzert mit einer typischen Band Besetzung immer interessant, allen mal zuzuschauen und die Persönlichkeiten zu beobachten.

Hier kann man fast nur Cris Martin beobachten und der wirkt mit der Zeit - man schaut ihm ja unablässig auf die Finger - fast ein wenig selbstgefällig.

Zu verstehen ist es, wenn er stolz auf seine Leistung ist, er schreibt wunderschöne Songs und performed sie sehr emotionsvoll.

Es gibt Leute, die sind Jahrzehnte im Geschäft und treten völlig allürenfrei auf. Profis eben. Vielleicht ist Cris Martin noch zu wenig Profi. Wollen wir das hoffen und diese den anderen Erklärungen vorziehen.

 

Das Konzert ist auf der DVD oft in schwarz/weiß präsentiert, was das soll ist mir nicht ganz ersichtlich. Die Musik hätte eine Verstärkung der Dramatik nicht benötigt.

Vielleicht wäre weniger Regie mehr gewesen.

 

Der Klang ist mäßig und kommt recht suppig daher, was im Übrigen auch für die beiliegende CD gilt.

Leider kriegen es zur Zeit mehrere Gruppen nicht hin, einen sauberen Sound auf die DVD zu bekommen. Dass das geht ist bekannt - der Vergleich mit Travis (More Than Us) genügt (übrigens auch sehr schön geschnitten, so dass man alle Musiker sieht).

 

Nun, die beste Coldplay DVD die wir bekommen können, Abzug für den Sound, der Rest ist Geschmacksache.

 

Bewertung: 3-

- AS, 27. Februar 2004 -

 

 

 

Dean Martin - Memories Are Made Of This

- DVD -

 

Gemischte Gefühle

~
Der Klang ist beim ersten Stück schon sehr schlecht. Leider wird er dann noch schlechter.
Die Aufnahmen sind halt uralt.
Spaß macht es trotzdem und beim dritten oder vierten Stück, nachdem man die Hoffnung aufgegeben hat, die Aufnahmen jüngeren Datums kommen schon noch, hat man sich im Grunde schon daran gewöhnt. Nach dem dritten Whiskey sowieso.

Mir macht die DVD Spaß, qualitativ sollte sich aber keiner Illusionen machen.

 

Bewertung: 4-

- AS, 11. Februar 2004 -

 

 

 

Naomi - Pappelallee

- CD -

 

Mit Naomi kommt bestimmt der Frühling

~
Wunderschönes Album, das in der Unzahl der ruhigen Compilations nicht untergehen darf.
Das ist eben auch ein richtiges Album, mit wechselnden Stimmungen und doch passt eins zum anderen. Mal ganz ruhig, mal mit etwas Beat, oft mit Gesang, aber immer schön und ganz nah am Zuhörer. Organische Musik, völlig egal wo die Sounds herkommen.

Das erste Album war noch besser, hatte scheinbar die besseren Kompositionen, aber vielleicht wächst die Pappelallee im Laufe der Zeit auch noch...
Wer kann sich nach zwei Mal Hören ernsthaft festlegen.

 

Bewertung: 1-2

- AS, 11. Februar 2004 -

 

 

 

Faithless - Muhammad Ali (DVD Single Plus)

- CD/DVD -

 

Trostpflaster DVD

~

...bis zum Erscheinen einer Faithless Video Zusammenstellung.

 

Die eine Seite enthält die verschiedenen Versionen von "Muhammad Ali" - nicht das größte Werk von der Combo, aber eine Version dürfte für jeden dabei sein.

 

Die Zweite Seite enthält Videos in DVD Qualität.

"Muhammad Ali" ist auch als Video meines Erachtens kein Knüller (Der Remix noch viel weniger).

"We come One" dagegen ist ein tolles Video mit einer großen Bildkraft, passend zum Song.

 

Sehr gut sind auch Bildqualität und Klang.

Ob jetzt das eine Video den Kauf rechtfertigt, muss jeder selbst entscheiden, praktisch ist es dagegen gewiss nicht, sich wegen eines Videos aus dem Sessel zu quälen.

 

Bewertung: 3-4

- AS, 11. Februar 2004 -

 

 

 

Starsailer - Silence Is Easy

- CD -

 

Die Gänsehaut ist weg

~

Bis gestern kannte ich Starsailor praktisch gar nicht, daher bin ich im Urteil frei von Emotionen und Erinnerungen an das Erstlingswerk der vier. Leider muss ich feststellen, dass

"silece is easy" um Längen hinter "love is here" zurückbleibt.

Das aktuelle Album ist wesentlich opulenter produziert, bleibt aber gleichzeitig mehr an der Oberfläche.

"love is here" ist viel dynamischer, gerade weil die Wechsel von Ruhe und Temperament dramatischer sind.

Das aktuelle Album scheint nur im ersten Moment kraftvoller, ist jedoch einfach nur insgesamt lauter.

Die Melodien treffen nicht so ins Herz, der Gesang hat es mit der vehementeren Musik schwer, und wirkt kraftlos. Bei den Songs des Erstlings bringt diese so zerbrechliche und sentimentale Stimme eine Gänsehaut, die lange nachwirkt. Und im subtilen Zusammenspiel mit den wunderschönen Melodien, kann man sich den Songs einfach nicht entziehen.

"Silence Is Easy" ist ein schönes Album, fast schon zu bombastisch arrangiert, auch die Streicher fehlen dazu nicht, ihm fehlt jedoch die Subtilität und die musikalische Kraft des Erstlings. Diese Kraft lässt sich durch Gewalt nicht ersetzen.

 

Bewertung: 3-4

- AS, 16. Oktober 2003 -

 

 

 

Jeff Mills - At First Sight

- CD -

 

Probehören angeraten

~
Das konnte Jeff schon mal besser.
Dach einem brauchbaren Beginn verliert sich das Album in eine gewisse ungeordnete Belanglosigkeit.
Die musikalischen Motive tragen nicht und wecken auch kein Interesse am wiederholten Hören, sie sind aber auch nicht minimalistisch genug, um sich durch die Hintertür einen Zugang zum Hörer zu verschaffen. Im Gegenteil wirkt die Musik ziemlich überladen. Darin eine klare Linie zu finden erfordert mehr Interesse, als die Stücke von sich aus wecken können.

Technisch sicherlich sehr sauber, kommt, so scheint es, Jeff Mills mit dieser Scheibe all denen nicht mehr hinterher, die er einst inspiriert hat.

 

Bewertung: 4-5

- AS, 1. Oktober 2003 -

 

 

 

Texas - Texas, Paris

- DVD -

 

Sehr, sehr zünftig

~

Klasse Konzert mit einer super aufgelegten Sharleen Spiteri.

 

Diese paar Schotten halten eine riesen Arena in Paris auf Trab und auch der DVD Zuschauer hat seine wahre Freude. Die meisten Songs sind etwas flotter gespielt, als aus dem Studio gewohnt. Die Spiteri überzeugt durchweg, ob rockig oder auch ruhiger.

 

Der Klang überzeugt nicht. Sehr verwaschen und auch ohne jede Dynamik. Spiteris Stimme ist das einzige, das sich aus dem Klangallerlei abhebt, jedoch ist sie schon wieder fast zu sehr im Vordergrund. Das gilt übrigens für beide Klangspuren. Mir persönlich gefällt die einfache Stereospur sogar einen Tick besser, da sie etwas volumiger scheint. Ganz deutlich wird es im Vergleich zu den Videos. Hier ist der Klang erheblich besser, wenn auch dem Medium nicht angemessen gut genug.

 

Die Bildqualität ist in Ordnung. Die Regie den Umständen entsprechend unausgewogen, gezeigt wird mindestens zu 80% Sharleen. Sehr fein...

 

Die meisten Videos der Band sind enthalten; etwas versteckt im Submenü Extras. Zwar sind die Videos allesamt keine Kleinode der Musikvideokunst, abgesehen vielleicht von einem Filmchen in dem auch Alan Rickman sich die Ehre gibt. Aber die Strategie der Band zieht trotzdem wie nix. Die Strategie heißt Spiteri. Gefallen hat sie mir ohnehin schon immer, nach Genuss des Konzerts war ich schon fast in Trance, die Videos verschlimmerten den Zustand aber noch erheblich.

 

Weiterhin ist eine sehr feine Version von "Summer Son", enthalten, aus einem Auftritt in der Brixton Academy. Spiteri allein mit zwei Scratch DJs. Grandios und musikalisch sehr überraschend, obwohl Texas sonst auch einen DJ auf der Bühne hat.

 

Untertitel gibt es soweit gar keine, etwas schade, aber verschmerzlich. Allerdings ist noch ein Interview mit der unglaublichen Sharleen auf der Scheibe, bei welchem sich Untertitel dazuschalten lassen. Das ist auch bitter nötig, denn die Dame spricht ein recht zünftiges Schottisch. So schwer zu verstehen es ist, so sexy klingt es. Spätestens beim Interview war es hoffnungslos um mich geschehen.

 

Eine Note Abzug gibt es für den miesen Klang, dass das meine Freude an der DVD nur wenig trüben konnte, lässt sich vermutlich erahnen. Viel Spaß damit.

 

Bewertung: 2-3

- AS, 25. September 2003 -

 

 

 

LUOMO - The Present Lover

- CD -

 

Geheimtip - weiterhin?

~

Hiermit hat sich der gute Vladislav keinen Gefallen getan, es sei denn er will nicht bekannter werden. So geheim ist der Tip zwar auch nicht mehr, aber noch weit weg von bekannt.

 

War das letzte Album "Vocalcity" zunächst schon ein Geheimtip, so wurde "The Present Lover" von den Kritikern noch als solcher verkauft, aber man solle es sich überlegen, ob man die Schwelle zum Kommerz gemeinsam mit dem Künstler überschreitem wolle.

Nun, kommerziell ist der Sound der Scheibe tatsächlich. Meines Erachtens aber im besten Sinne. Denn heutzutage kommt wenig auf den Markt, das wirklich einfach nur schön klingen will. Respekt, Vladislav Delay, Du hast keine Angst vor Kritikern, die klangliche Harmonie und Schönheit mit reiner Kommerzialität verwechseln.

 

Leider ist die Platte gar nicht so kommerziell wie behauptet. Grund sind die Kompositionen. Sie sind technisch phantastisch. Es fehlt jedoch so etwas wie eine Seele der einzelnen Stücke und auch des ganzen Albums. Es muss nicht jedes Album aus einem Guss sein, aber dass Vladislav Delay es kann, wissen wir von seinen vorigen Werken.

 

Die einzelnen Stücke ähneln sich klanglich und rhythmisch stark, so dass das Ganze eine gewisse Beliebigkeit ausstrahlt. Immer wieder der Gesang, der zwar wirklich schön ist, aber aufgrund seiner ständigen Präsenz keine Spannung aufbauen kann.

Tessio, das Stück des neuen Jahrtausends, war der Höhepunkt von Vocalcity und der dauerte zwölf Minuten. Wäre er nicht so grandios abwechslungsreich gestrikt, könnte so ein langer Höhepunkt auch mal wehtun. Das Gegenteil war der Fall, man hätte auch noch länger gekonnt. (Wer nach gelungenen Varianten von Tessio sucht, sei auf die alte Vinyl Maxi verwiesen, die aktuelle reißt es jedenfalls auch nicht raus.) Nun geht dieses Meisterwerk gänzlich entinspiriert in neuer Abmischung zwischen anderen austauschbaren Stücken unter. Schade, aber bezeichnend für das Album. Irgendwie klingt es überproduziert.

 

So negativ es klingen mag, die Erwartungen waren natürlich hoch, ist die neue Luomo keine Katastrophe, nur kompositorisch recht uninspiriert, was sehr schade ist.

Jedenfalls hat Luomo trotz der Vorwürfe doch nichts produziert, das jedermann gefällt, aber auch kaum Fanpotential dazu gewonnen. Vielleicht heißt der Gewinner am Ende Vocalcity, das wäre immerhin etwas. Zwar behalte ich "Geheimtips" lieber im engeren Kreis, andererseits wünsche ich Vladislav Delay jeden Erfolg und bin schon gespannt, was als nächstes kommt.

 

Grandios ist allerdings das Cover. War der kleine Schatz "Vocalcity" in der vieleicht hässlichsten Hülle weit und breit versteckt, so ist "The Present Lover", gerade in der edlen Digipack Version mit extra Schuber, vergleichsweise im Schafspelz verborgen.

 

Klanglich und optisch viele Punkte. In Ergebnis gerade noch vier.

 

Bewertung: 3-4

- AS, 23. September 2003 -

 

 

 

George Michael - Ladies & Gentlemen (The Best of)

- DVD -

 

Ein ganz Großer!

~

Hier zeigt sich die ganze Bandbreite des Könnens eines Künstlers, der seit den letzten zwei Jahrzenten zu den größten gehört.

 

Die Videos sind phantastisch. Alle sind ästhetisch ein Hochgenuss, insbesondere die jüngeren. Anfangs merkt man den Bildern noch den Stil der Achtziger an, der Zeit, in der Musikfernsehen überhaupt erst richtig laufen lernte. Die neueren Videos sind praktisch zeitlos und immer wieder beeindruckend. Hier wird auch sichtbar, dass Michael im Laufe der Jahre immens an Anerkennung und Bedeutung gewann. Nicht nur in Bezug auf die Bugets der Videos, sondern auch auf die Darsteller. Welcher andere Künstler hat es beispielsweise geschafft, dass so viele Top Models in seinen Videos auftreten und das sehr zurückhaltend und als hätten sie nie etwas anderes gemacht.

Unvergesslich auch der Auftritt mit Queen, in Erinnerung an Freddy Mercury, oder das Duett mit Elton John.

 

Die DVD ist reichhaltig gefüllt mit Hits und beginnt gleich mit einigen jüngeren Werken, einem wahren Feuerwerk der Musikfilmkunst.

 

Völlig unverständlich ist jedoch, welche Absicht mit der Reihenfolge der Stücke verfolgt wurde. Erkennbar ist jedenfalls keine. Chronologisch ist die Anordnung nicht. Auch wurde ein sehr schöner Liveauftritt mit drei Liedern zwischen den Stücken unterbrochen und sogar ein anderes Video dazwischen geschoben. Schade, der Auftritt hätte eine andere Würdigung verdient. So sind all die Liveaufnahmen mit den inszenierten Videos bunt gemischt. Careless Wisper wurde gleich ganz an den Schluss verbannt, was zwar einen angenehmen Ausklang beschert, aber redaktionell irgendwie wundert.

Klanglich sind Abstriche zu machen, die Lautstärke und Dynamik der einzelnen Stücke variiert relativ stark, Careless Whisper fehlt gar völlig die Brillianz, was gerade am Ende den Gesamteindruck nach unten zieht. Mit dem Alter des Videos allein lässt sich das wohl nicht erklären.

 

Neben den Videos ist auch noch der rund 45 minütige Auftritt in der Parkinson Show, einer bekannten britischen TV Show, enthalten, in der George Michael sich als äußerst liebenswerter und aufrichtiger Junge von nebenan präsentiert. Die Unterhaltung ist sehr eloquent und humorvoll und nebenbei gibt er auch noch zwei Lieder zum Besten. Die Interpretationen sind wunderbar und zeigen, was der Junge von nebenann dann doch so kann. Gerade noch im Gespräch singt er voller Inbrunst einen Song und parliert anschließend gleich weiter, fröhlich und locker.

Die beiden Songs sind auch direkt anwählbar!

 

Alles in allem eine sehr überzeugende DVD die einen riesen Spaß macht. Die erwähnten Mängel wären zwar vermeidbar gewesen und sind sehr schade, können aber letztlich kaum die Freude trüben.

Daher Note eins mit kleinem Abzug für die technische Umsetzung.

 

Bewertung: 1-2

- AS, 18. September 2003 -

 

 

 

MRI - All That Glitters

- CD -

 

ganz groß

~

Satter deeper Sound, oft fast schon melodiös, aber nie kitschig (vielleicht ist Stück 9. "Blue" nahe dran, aber es ist so wunderschön, dass wir es gleich mehrmals hintereinander hörten...), sehr vielschichtig ist die Musik und daher wird sie nicht gleich langweilig, keinesfalls kommt sie jedoch zu komplex und kopflastig daher. Manche Musiker müssen sich erst mal die selbst erkorenen Nichtkenner und Banausen vom Leib schreiben, dabei wird ihre Musik nicht besser sondern nur unhörbarer.
Elting und Lieb haben das nicht nötig und schaffen dabei den Spagat zwischen großer Leichtigkeit und dennoch enormer Tiefe, zu entdecken für die, die es interessiert. Auch eine Abgrenzung, aber eine positive.
Großartig ist auch die Länge der Stücke, das ist hier wie bei dicken Büchern, wenn man sie ausgelesen hat, wünscht man, sie wären noch dicker.

Also unbedingt kaufen, auch ohne sie hier hören zu können.

 

Bewertung: 2-

- AS, 4. September 2003 -

 

 

 

Jamiroquai - Live in Verona

- DVD -

 

Ansteckend

~

Die personifizierte Fröhlichkeit. Dabei absolut professionell und niemals arrogant.

Live ist Jamiroquai einfach großartig. Musikalisch nicht unbedingt besser, aber einfach noch mitreißender als von Platte.

 

Habe die Jungs live gesehen und vorher kein einziges Album besessen. Nach dem Konzert habe ich sie mir alle geholt.

 

Aber diese DVD bringt mehr als alle Alben. Die Musik bekommt hier ein völlig neues Gesicht. Jay Kay ist einfach so gut drauf, obwohl es selbst auf der Bühne, ab dem zweiten Lied, in Strömen regnet.

Die Stücke sind im Schnitt alle um sieben Minuten lang, einige noch deutlich darüber. Damit entsteht aus jedem Lied auf der Bühne ein neues Kunstwerk. Alles ohne jeden Leerlauf, auch wenn mal minutenlang kein Gesang ist. Der Mann ist einfach ein phantastischer Entertainer, mit ganz eigenem Stil, in dem er jedoch nicht gefangen ist, sondern regelrecht mit ihm spielt. Er ist in der Lage Stimmungen nicht nur einzufangen, sondern auch weiterzugeben.

 

Die Ausstattung dieser DVD darf zwar meines Erachtens nicht kaufentscheidend sein, geht aber völlig in Ordnung.

 

Bewertung: 1-2

-AS, 24. Juli 2003 -

 

 

 

D.Diggler - Atomic Dancefloor

- CD -

 

Sehr lässig

~

Die Scheibe geht gleich gut los und kann das Niveau aber auch halten.

 

Sehr deep, sehr fett, sehr extravagant und dabei völlig unaufdringlich.

Der Sound geht über den Bauch in die Füße und der Kopf bestätigt mit wohlwollendem Nicken.

Einfach nur zum Anhören, auch nebenbei - alles geht dabei besser -, aber genauso Club geeignet.

Andreas Mügge, der einst seinem Vater beim Jazzen zutrommelte, hat seine Hausaufgaben gemacht und ein sehr eigenständiges Ausdrucksmittel gefunden.

Vielleicht sein bestes Album

 

Bewertung: 2-3

 

- AS, 21. Juli 2003 -

 

 

 

Carla Bruni - Quelqu'un M'a Dit

- CD -

 

bezaubernd

~
Man ist ihr ausgeliefert und verzeiht einfach alles.

 

Hat man die CD erst mal eingelegt erschrickt man kurz: Ein Album von einer Länge, die gute Maxis auch erreichen (keine 40 Minuten). Macht aber nichts, sobald man die "Vergessen" Taste ">" drückt ist das unerheblich.

 

Carla Bruni schafft es, mit Gesang und Gitarre einfach so, einen völlig in ihren Bann zu ziehen. Gerade das Understatement in dieser Musik, wie auch in ihrer ganzen Person ist wohl für diese enorme Wirkung verantwortlich. Diese zwar selbstbewusste aber doch gebrechliche, junge aber doch erwachsene Stimme ist so nah, dass man sie einfach ins Herz schließen muss.

Wunderschön sind die Kompositionen, sehr zurückhaltend, aber doch melodiös. Das gilt für alle Stücke und daher ist der Zauber in einem Zug vorbei... nein, auch nach dem letzten Takt, der Zauber bleibt.

Auch der kleine Mehraufwand, die CD in Frankreich zu bestellen, weil sie zunächst hierzulande kaum zu bekommen war, konnte die Verliebtheit in das Album nie trüben. - Bin ich wirklich nur in das Album verliebt?

 

Eigentlich ist das einzige, das es zu verzeihen gibt, dass die Bruni nicht viel früher von sich hat hören lassen. Aber vielleicht war es auch genau richtig. - Unerheblich - ">"

 

Bewertung: 2

- AS, 21. Juli 2003 -

 

 

 

Haldolium - Be Real

- CD -

 

Satt!

~

Die Scheibe haut rein. Sie ist ungeheuer kraftvoll. Und dabei klingt sie trotzdem nicht zu hart.

Der Rhythmus bestimmt den Sound insgesamt ganz entscheidend und reißt wahnsinnig mit, was möglicherweise daran liegt, dass er recht gradlinig und direkt daher kommt. Andererseits ist er aber keineswegs banal, so dass er auch nicht zu schnell langweilen oder nerven dürfte.

 

Klanglich sind ein paar Sounds aus den Achzigern und Neunzigern, ich möchte sagen zitiert, was aber dezent geschieht, so dass die eine oder andere Erinnerung aufleben mag, keinesfalls jedoch biedert sich die Musik an die Zeit an, oder versucht auf den revival Zug aufzuspringen. Letzteres wäre meines Erachtens auch töricht, da dieser doch schon wieder Fahrt verliert, bevor er sie richtig aufgenommen hat.

Ganz im Gegenteil ist der Sound sehr aktuell, wenn auch nicht unbedingt typisch. Aber auch wenn er vielleicht in ein paar Jahren zeitlich schwer einzuordnen sein wird, zeigt das nur eine gewisse Extravaganz. Gerade das zeichnet gute Musik auch aus.

 

Ein rund um gelungenes Album, das musikalisch vielleicht nicht in aller höchste Höhen vorzudringen vorgibt, aber sehr viel Spass macht. Gerade was leicht wirkt, ist unter der spürbaren oberen Schicht meißt sehr komplex, nur eben in sich sehr perfekt.

 

Bewertung: 3+

- AS, 17. Juli 2003 -

 

 

 

Ritchie Hawtin - De9: Closer to the Edit

- CD -

 

So viel wie nötig, aber so wenig wie möglich.

~

Kunst und Gebrauchsware - eine erfolgreiche Gradwanderung.

 

Nicht jeder wird diese Musik verstehen, aber gerade das macht den Genuss aus. Und damit meine ich nicht ein krampfhaftes Andersseinwollen, sondern die Tiefe die diese Musik vor allem im Detail bietet. Diese Tiefe zu entdecken bereitet ein unbändiges Vergnügen.

Eigentlich kommt sie sehr leicht daher und der ungeneigte Hörer wird sagen, wie langweilig und monoton.

Monoton irgendwo schon, aber gerade an dieser Stelle hat der Interessierte die Chance seine Offenheit für das Detail zu zeigen und die Nuancen zu entdecken.

Die Genialität der Scheibe zeigt sich insbesondere darin, dass sie einerseits, überraschend gefällig und angenehm klingt, was selten genug ist - man könnte sie diesbezüglich fast unauffällig nennen, sicher gehört dazu auch eine gewisse Monotonie - und andererseits aber auch eine schier unergründliche Tiefe besitzt.

 

Wegen dieser Tiefe wird die Musik so bald nicht langweilig. Nur wer sie nicht versteht wird sie unweigerlich langweilig finden, dies aber von Beginn an.

 

Schon der Blick auf die Trackliste zeigt, das hier etwas Einzigartiges vorliegt.

Ich weiß zwar nicht so richtig wie der Ritchie das überhaupt macht, aber das macht ihm so schnell jedenfalls keiner nach.

 

Bewertung: 1

- AS, 12. Juli 2003 -

 

 

 

Schiller - Weltreise

- DVD -

 

Grandioses Füllhorn

~

Auf der DVD ist alles drauf, was man sich wünscht und noch mehr:

Alle Videos.

Das komplette Album, unterlegt mit traumhaften (im wahrsten Sinne des Wortes) Aufnahmen aus aller Welt. Der Kurzurlaub für zwischendurch.

 

Der bisher einzige Liveauftritt von Schiller. Ich bin jedes Mal aufs neue völlig begeistert, wie diese perfekte Musik auch live so sauber rübergebracht werden konnte. Der sphärische Gesang, so rein, dass man seinen Augen fast nicht traut. Auch die anderen Musiker sind fantastisch. Beeindruckend was man mit Gitarre alles machen kann. Wie lange haben die Jungs das wohl geprobt?

 

Schiller ist nicht einfach gute elektronische Musik, sondern ein Gesamtkunstwerk unter Zuhilfenahme auch elektronischer Hilfsmittel. So glatt Schiller manchmal klingen mag, hat diese Musik dennoch eine große Seele.

 

Die DVD ist jeden Cent wert, alleine schon weil man sie immer wieder hören und sehen muss.

 

Bewertung: 1-2

- AS, 4. Juli 2003 -

 

 

 

Bar 1 - Vol. 3 - Shaken Not Stirred

- CD -

 

Trifft jede Stimmung

~

Ob zum entspannten sonntagsaufdemBalkonFrühstück oder um Samstag abens langsam in Clublaune zu kommen, egal, die Scheibe sitzt immer.

Der Sound ist richtig deep und auch top aktuell (oder war es bei Veröffentlichung jedenfalls). Die Sounds sind gewichtig, luftig, aber nie aufdringlich. Zu sehr für den Hintergrund? Keineswegs, zu der Scheibe ließe sich auch Tanzen. Auf jeden Fall wird sie an Aktualität noch lange Zeit nichts einbüßen. Gerade weil der Beat so entspannt ist und trotzdem auf die Hüfte wirkt, ist er absolut zeitlos.

Schade, dass man in der Bar 1 nicht so recht tanzen kann, vielleicht aber auch gut so, dann geht sie vielleicht nicht so bald den Weg, den die guten kleinen Clubs in Heidelberg meist gehen...

Wer die Bar 1 nicht kennt, sollte sich die Scheibe erst recht anschaffen und wenn sie vergriffen ist, kann ein Besuch in der ehemaligen "Leimener Theke" nicht schaden, dort kauft sich die CD eh am schönsten und vielleicht ist auch Babak da und serviert frisch.

 

Bewertung: 1-2

- AS, 2. Juli 2003 -

 

 

 

Fatboy Slim - Live At Brighton Beach

- DVD -

 

Ich war zwar nicht dabei...aber irgendwie doch

~

Die DVD gibt einem fast das Gefühl dabeigewesen zu sein und das immer wieder. Beim zweiten Mal meint man fast, das war geil damals, jetzt gucke ich mir das nochmal auf DVD an.

Der Schnitt ist so grandios, dass es den Betrachter einfach mit ins Bild zieht. Der Schnittrhythmus harmoniert optimal mit dem Rhythmus der Stücke, nicht zu hektisch, liefert aber ständig neue Eindrücke. Und was für welche:

Die Leute waren alle begeistert, gehen mit und das überträgt sich auf den Betrachter. Und nicht nur auf den Betrachter. Auch Norman Cook, der Meister, auch er lässt sich völlig mitreißen und wird richtiggehend high. Vielleicht war er es auch schon vorher, aber spätestens beim zweiten Stück wäre vermutlich jeder an seiner Stelle richtiggehend high gewesen. Die Stimmung muss unvorstellbar gewesen sein.

Der Film beginnt recht dramatisch indem die Kamera den Protagonisten beim Gang durch die Menge zum DJ Pult begleitet, schon da sprüht ihm die Begeisterung förmlich aus dem Gesicht.

Während der Show, die im Hellen begann, dämmert es dann langsam bis hin zur (heißen) Nachtstimmung. Grandioses Timing.

 

Der Sound könnte etwas voller sein, aber das ist verkraftbar.

Die Trackauswahl ist klasse und vor allem in sich sehr stimmig, mit einem kleinen Schmunzler oder auch Schmachter am Schluss, vielleicht auch ein "Betthupferl" - Norman meint es halt gut mit uns.

Auch derjenige, dem vielleicht die Tracks an sich nicht optimal zusagen, wird von der Stimmung magisch angezogen. Alle meine Freude, denen ich die DVD gezeigt habe, und ich zeige sie praktisch jedem - da kommt niemand dran vorbei -, waren begeistert, obwohl nicht jeder, mich eingeschlossen, ausschließlich auf jedes Stück abfährt. Die Stimmung insgesamt ist einfach grandios.

Der Mix ist außer Frage, der Mann ist einfach große Klasse.

 

Mein Tip zum Schluss:

DVD besorgen, Freunde einladen, Getränke kaltstellen und einen Projektor anschmeißen! Die Party wird immer (wieder) ein Knaller.

 

Bewertung: 1-

- AS, 1. Juli 2003 -

 

 
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